ISTANBUL 2025, EINE AUFREGENDE STADT AUF ZWEI KONTINENTEN - Teil 1

Andrea
21.06.2025
Travel
Turkey

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Laut, quirlig, bunt, aufregend, gewaltig, imposant und voller Aromen. Istanbul ist alles. Istanbul ist anders. Sie ist die größte Stadt und Metropole der Türkei, ist die geographische Grenze zwischen Europa und Asien und kombiniert Moderne, Tradition und Vielfalt in fast nicht geglaubter Art und Weise. Mit unserem Freund Hanno erkunden und erleben wir im wahrsten Sinne des Wortes in 8 Tagen Istanbul, wo der authentische Geist der türkischen Stadt mit ihrer lyrischen Geschichte und ihrem inspirierenden Stil vereint ist.

Es gibt echt viele Legenden über Istanbul. Eine davon ist die vom fliegenden Teppich. Es heißt, dass ein Sultan einst einen magischen fliegenden Teppich besaß, der ihn an jeden Ort der Welt bringen konnte. Der Sultan benutzte den Teppich oft, um seine geliebte Prinzessin zu besuchen, die in einem fernen Land lebte. Wir begnügen uns eher mit einem schnöden Flugzeug der Turkish Airlines, um das ferne Land Türkei zu besuchen. Einmal in der Stadt, die zwei Kontinente verbindet, angekommen, werden wir uns aber auf jeden Fall auf dem "Großen Bazaar" auf die Suche nach einem fliegenden Teppich begeben. 
 
Am 1. Juni ist es endlich soweit. Flughafen München, lange Schlange bei der Türkish Airlines. Aber zügiger Check-in. Sicherheitskontrolle: Schlange noch länger. Hätten uns freundliche Menschen nicht vorgelassen, wäre der Flieger weg gewesen. 3 Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein, ist auch nicht immer ausreichend. Die Airline ist hervorragend und wurde nicht umsonst im Jahr 2024 wieder als die Beste der Welt ausgezeichnet. Der neue Flughafen in Istanbul ist gigantisch groß, modern, hell und sauber. Wir brauchen knapp eine Stunde Autofahrt bis zu unserer Unterkunft in der Stadt. Wir wohnen im Hotel Poem, einem einzigartigen und romantischen Hotel, das sich im Zentrum von Sultanahmet, einem der ältesten und historisch bedeutendsten Viertel von Istanbul befindet. Es wurde mit dem Ziel gegründet, die Erinnerungen an Künstler zu bewahren, die Istanbul besucht haben und die von der Stadt inspiriert wurden. Jedes Zimmer spiegelt die Persönlichkeit und das Werk eines bestimmten Künstlers wider, was dem Hotel eine besondere Atmosphäre verleiht. Es war wohl nicht leicht, aus den vielen Dichtern, Schriftstellern und Reisenden, die den Zauber Istanbuls in ihre Werke einfließen ließen - sei es Prosa, Poesie oder Reiseberichte - eine Auswahl zu treffen. Cervantes, Gérard de Nerval, André Chenier, Pierre Loti, Edmondo de Amicis, Puschkin, Hemingway, Agatha Christie, Andersen und Saint-Exupéry wurden jeweils zum Symbol eines Raumes. Die Auswahl unter den Meistern der Musik fiel angesichts des großen Interesses an Franz Liszt und Tschaikowsky - den beiden großen Namen der klassischen Musik - leichter. Was das Kino betrifft, konnte man eine Auswahl aus einem etwas längeren Zeitraum treffen: Begonnen mit den Brüdern Lumière, den Pionieren des Kinos, über Charlie Chaplin bis hin zu Audrey Hepburn, einem unvergesslichen Star der jüngeren Vergangenheit. Es gibt auch zwei besondere Helden. Der erste ist eine Zeichentrickfigur. Der Weg von „Tim und Struppi“ führte auf seinen Abenteuern, die uns alle gefesselt haben, mehrmals durch Istanbul. Auch „James Bond“, der vielleicht berühmteste Filmheld aller Zeiten, darf natürlich nicht fehlen, denn 3 seiner Filme "Liebesgrüße aus Moskau", "Die Welt ist nicht genug" und "Skyfall" wurden hier auf der historischen Halbinsel gedreht. Wir haben ein volles Programm in den 6 "Netto"-Tagen unseres Besuchs. Es bleibt aber immer noch genügend Zeit zum Luftholen, Entspannen und Ausruhen. Das muß einfach sein. Stress brauchen wir wie immer nicht.
 
Am ersten "richtigen" Tag in der Stadt gehts unter die Erde: Die Yerebatan-Zisterne, oft auch Cisterna Basilica oder Versunkener Palast genannt, ist eine antike Zisterne. Ursprünglich soll sie von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben worden sein. Ihr Aussehen und ihre Größe verdankt die 138 m lange und 65 m breite unterirdische Zisterne jedoch Kaiser Justinian, der auch die Hagia Sophia bauen ließ. Er errichtete die Zisterne zwischen 532 und 542 n. Chr. als Wasserspeicher für den Großen Palast. Zuvor befand sich an diesem Standort eine Basilika, daher wird die Zisterne auch Cisterna Basilica genannt. Sie hat ein Fassungsvermögen von 80.000 m3 Wasser. 12 Reihen von 28, insgesamt also 336 jeweils 8 m hohen Säulen mit überwiegend korinthischen Kapitellen tragen das Gewölbe. Das Wasser, das in bester Qualität aus dem Belgrader Wald im Hochland nördlich von Istanbul über die Aquädukte des Hadrian und den Valens-Aquädukt kam, diente zur Versorgung des kaiserlichen Haushaltes. James Bond ließ sich hier 1963 im Film „Liebesgrüße aus Moskau“ in einem Ruderboot übers Wasser schippern. Es ist ganz schön mystisch-unheimlich hier unten.

Es geht zum ersten Mal mit einer Bosporusfähre hinüber zur asiatischen Seite von Istanbul. Kadiköy ist ein wahrer Schmelztiegel Istanbuls, wo man Menschen aus allen Lebensbereichen, Hintergründen und Kulturen findet. Hier pulsiert eine lebendige und kulturell vielfältige Atmosphäre, in der Tradition und Moderne Hand in Hand gehen. In Kadiköy kann man immer wieder eine neue Perspektive auf Istanbul entdecken und sich von dem einzigartigen Charme der asiatischen Seite verzaubern lassen. Die bunten Straßen sind voller Leben und kleiner Abenteuer, angefangen bei Märkten bis hin zu Cafés und Restaurants. Ein Stadtteil, der niemals schläft und immer neue Erlebnisse zu bieten hat. Leider wurden viele der von uns fotografisch begehrten riesigen Hauswand-Graffitis zwischenzeitlich übermalt oder Opfer von Abrissen. Schade. Trotzdem ein wunderschöner Part Istanbuls.

Unsere erste Moschee. Auf dem Weg dorthin lässt Hanno sein Handy im Taxi liegen. Er rennt ihm hinterher, aber im Verkehrsgewühl selbstverständlich vergeblich. Keuchend kommt er zu uns zurückgelaufen. Bei einem tiefgehenden Griff in seinen Rucksack findet er es: Das Handy. Doch nicht verlorengegangen! Der Besuch der Moschee ist zeitgebunden. Zu den Gebetszeiten (3 x tagsüber) werden alle Besucher höflich gebeten, diese zu verlassen. Also Schuhe aus und für Andrea Kopftuch auf. Ein komisches Gefühl. Das Kopftuch müssen natürlich nur Frauen tragen. Ob das auch so im Koran steht, müsste man mal nachlesen. Die Süleymaniye-Moschee ist eine der bedeutendsten und beeindruckendsten Moscheen Istanbuls - sowohl architektonisch als auch historisch. Sie befindet sich auf dem dritten Hügel der Stadt und dominiert mit ihrer majestätischen Silhouette das Goldene Horn. Sie wurde im Auftrag von Sultan Süleyman, dem Prächtigen erbaut, einem der mächtigsten Herrscher des Osmanischen Reiches. Die 7jährigen Bauarbeiten wurden 1557 abgeschlossen. Die Moschee ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein Symbol für das osmanische Zeitalter der Macht und kulturellen Blüte. Sie ist echt ein Hingucker. Sowohl von außen als auch innen.


Am frühen Morgen geht es zur weltberühmten Hagia Sophia. Wir geben ihr einen Spitznamen und nennen sie einfacherhalber Sophie. Das heißt übrigens Weisheit. Mit dieser gesegnet laufen wir durch die wirklich sensationellen Hallen der Moschee. Im Gegensatz zu ihrer heutigen monumentalen Präsenz war sie nicht immer so prächtig. Die ersten beiden Versionen, die im 4. und 5. Jhd. errichtet wurden, waren Holzkonstruktionen, die durch Unruhen zerstört wurden. Kaiser Justinian I. gab im 6. Jahrhundert die dritte und ikonische Version mit der bahnbrechenden, großflächigen Kuppel in Auftrag, die fast ein Jahrtausend lang herrschte.

Die Hagia Sophia diente als Kirche, Moschee und Museum und spiegelt die wechselnde religiöse und politische Landschaft der Stadt wider. Unter byzantinischer Herrschaft als christliche Kirche erbaut, wurde sie nach der osmanischen Eroberung im Jahr 1453 zur Moschee. Ab dem Jahr 1931 wurde sie als Museum genutzt, um dann im Jahr 2020 ihren Status als Moschee wiederzuerlangen. Als sie in eine Moschee umgewandelt wurde, wurden viele christliche Mosaike überklebt. Eine engagierte Restaurierung brachte jedoch atemberaubende Darstellungen von biblischen Figuren, Engeln und geometrischen Mustern zum Vorschein, die einen Einblick in die byzantinische Vergangenheit gewähren. Obwohl die Hagia Sophia derzeit als Moschee genutzt wird, bleibt sie eine wichtige Stätte für Christen und Angehörige anderer Religionen. 

Die Kuppel der Hagia Sophia, die sich über 33 m erstreckt und 56 m hoch ist, war über Jahrhunderte ein architektonisches Wunderwerk. Seine innovativen Konstruktionstechniken, einschließlich leichter Materialien und versteckter Rippen, trugen zu seiner Langlebigkeit trotz Erdbeben und Naturkatastrophen bei. Im Inneren der Hagia Sophia erheben sich stolz zwei massive Marmorwürfel. Ihre Ursprünge bleiben ein Rätsel. Es gibt Theorien, die besagen, dass sie als Brunnen dienten, den Gläubigen Erfrischungen boten oder eine religiöse Bedeutung hatten. Diese rätselhaften Würfel tragen zur Faszination des Ortes bei. Eine Legende umgibt eine Säule in der Hagia Sophia, die als 'Weinende Säule' bekannt ist. Aus ihm sickert ständig Feuchtigkeit, und manche glauben, dass er heilende Kräfte besitzt. 

Leider hat der Präsident der Türkei auch verfügt, dass wir als Besucher nur in den ersten Stock der Moschee gelangen dürfen. Das eigentliche wunderschöne Erdgeschoss, der Gebetsraum, ist für uns gesperrt. So sind manche sicherlich gigantische Blicke und Fotos von unten nicht möglich. In allen anderen Moscheen von Istanbul ist das allerdings zu unserem Glück anders.

Zwei der schönsten Viertel in Istanbul und natürlich vom Tourismus entdeckt: Balat und Fener sind aufgewacht. Die Viertel, die bis vor zwei Jahrzehnten noch bildschön vor sich hinbröckelten, haben sich schick gemacht, in Teilen zumindest. Sind auf dem besten Weg, zum nächsten Big Thing in der Millionenmetropole zu werden. Wandel ist hier keine Unbekannte. Als Istanbul noch Konstantinopel hieß und Hauptstadt des multireligiösen Osmanischen Reichs war, lebten in Balat und Fener vornehmlich Juden, Griechen und Armenier. Aber dann machte die nationalistische kemalistische Republik den nichtmuslimischen Minderheiten das Leben schwer. Die meisten Juden zogen nach Israel, die meisten Griechen und Armenier nach Europa. Sie hinterließen Synagogen, Kirchen und Häuser, die nach und nach von frommen Muslimen aus Anatolien übernommen wurden. Noch ist in Balat und Fener vornehmlich das einfache Volk zu Hause. Den Bewohnern aber bereitet die Entwicklung Sorge. Sie befürchten steigende Mieten und die Vertreibung an den Stadtrand. So ähnlich wie aktuell in einigen Stadtbezirken von Lissabon. Dort nisten sich derzeit massenhaft US-Amerikaner für viel Geld ein. Also trotzdem: Zwei echte tolle Stadtviertel zum Bummeln, Entdecken, Schauen und Fotografieren.

Zum Abschluss des sonnigen Tages erwartet uns eine Bootstour in den Sonnenuntergang auf dem Bosporus auf einer Luxusyacht mit ca. 30 Leuten an Bord. Fast 3 h fahren wir an den Ufern vorbei an Moscheen, Stadtvierteln und Villen, wo uns der Atem teilweise stockte. Total romantisch und entspannend. Und ein snsationeller Sonnenuntergang. Eine sehr empfehlenswerte Sunset Tour. Jetzt noch ein Bierchen und wenn der Muezzin ruft, gehen wir ab ins Bett, wenn Andere beten.