ISTANBUL 2025, EINE AUFREGENDE STADT AUF ZWEI KONTINENTEN - Teil 2

Andrea
21.06.2025
Travel
Turkey

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Wir frühstücken heute mal nicht. Stattdessen machen wir bei einer 6stündigen Food Tour quer durch Istanbul mit: Ein Fest der Aromen auf beiden Seiten des Bosporus. Wir entdecken die Türkei durch ihre Küche. Wer die Türkei bereist, sollte nicht nur ihre Strände, Städte und Sehenswürdigkeiten erkunden, sondern auch mit allen Sinnen genießen. Die türkische Küche ist so vielfältig wie das Land selbst: Von herzhaftem Streetfood über süße Verführungen bis hin zu traditionellen Frühstücksritualen. Jede Region bringt ihre eigenen Spezialitäten mit, die Geschichten erzählen: Von alten Handelswegen, lokalen Zutaten und gelebter Gastfreundschaft.

Die Tour in Istanbul beginnt mit einem Kurz-Besuch im Istanbuler Gewürzmarkt. Unfassbar riesig! Den besuchen wir morgen nochmal extensiv.

Weiter zu unserem ersten richtigen Halt: Wir starten mit Part 1 eines traditionellen türkischen Frühstücks, das reich an Aromen und Vielfalt ist. Es gibt Ezine- und Tulum-Käse, zwei köstliche Käsesorten mit kräftigem Geschmack, begleitet von verschiedenen Oliven, Acuka - einer würzigen Paprikapaste -, sowie Haselnusspaste für eine nussige Note. Besonders süß wird es mit Balkaymak, einer Kombination aus Honig und Kaymak (dicker Rahm). Dazu wird oft Menemen serviert, ein warmes Gericht aus Eiern, Tomaten und Paprika, sowie Pastırma, luftgetrocknetes Rindfleisch mit intensiven Gewürzen.

Als zweiter Stopp - unser zweites Frühstück - folgt eine Portion heißer Beyran-Suppe: Scharf, kräftig und besonders beliebt in Gaziantep. 

Weiter geht es mit dem berühmten İskender Kebab, zartes Dönerfleisch auf Brotstücken, übergossen mit Tomatensauce, Joghurt und heißer Butter. Das Gericht ist nach seinem Erfinder İskender Efendi benannt, der im späten 19. Jhd. in Bursa lebte. Heute betreiben seine Nachkommen eine in Bursa ansässige Kette von Restaurants, in denen neben obligatorischen türkischen Vorspeisen (Meze) ausschließlich das Original Kebapçı İskender angeboten wird, das inzwischen als Marke eingetragen wurde. Iskender Kebap gehört heute zum Standardangebot der meisten türkischen Restaurants

Zur süßen Abwechslung gibt es Lokma, frisch frittierte Teigbällchen in Sirup. 

Um die Ecke sorgt sorgt ein Glas kalter Picklesaft für einen überraschend erfrischenden Kontrast und ein bestes Magengefühl. 

Der nächste Halt ist ein fischiges Restaurant. Dort gibt es ein Fisch-Dürüm (Wrap) und Midye Dolma, mit Reis gefüllte Miesmuscheln, die mit einem Spritzer Zitrone serviert werden.

Weiter geht es mit Lahmacun, der dünnen türkischen Pizza mit gewürztem Hackfleischbelag, und zum Dessert Katmer, ein hauchdünnes, knuspriges Teiggebäck mit Pistazien und Kaymak.

Ein weiteres Highlight ist Kokoreç, deftige, gewürzte Lammdärme, gegrillt und kleingehackt: Nichts für schwache Nerven, aber ein Klassiker der Straßenküche. 

Den krönenden Abschluss bilden Baklava, das berühmte Blätterteiggebäck mit Pistazien, und türkisches Eis (Dondurma), das durch seine zähe Konsistenz und spektakuläre Serviertechnik besticht.

Leute, das war extrem. Extrem lecker. Wir haben jede Menge von der türkischen Küche gelernt. Eine tolle Tour mit einem sehr versierten Guide.

Am nächsten Tag steht der Topkapıpalast auf unserem Plan. Ein Traum aus Stein und Geschichte. Hoch über dem Bosporus thront dieser Palast als würde er die Zeit selbst bewachen. Zwischen goldenen Kuppeln, stillen Innenhöfen und duftenden Gärten erzählt jeder Stein Geschichten aus einer vergangenen Welt vom Glanz der Sultane, vom Flüstern der Seide, vom Klang der Hofmusik. Hier, wo Ost auf West trifft und die Welt sich dem Blick des Imperiums öffnete, wurde Geschichte nicht nur geschrieben, sondern gelebt. In den Schatten der Zypressen wandelten Gelehrte, Dichter und Herrscher. Zwischen Macht und Mystik, zwischen weltlicher Pracht und spiritueller Tiefe.

Der Palast ist kein bloßes Bauwerk, sondern ein atmender Organismus der Erinnerung. Die Mauern tragen das Echo jahrhundertealter Gebete, diplomatischer Entscheidungen und heimlicher Liebesgeschichten. Besonders die Räume der heiligen Reliquien strahlen eine Stille aus, die über das Sichtbare hinausreicht als würde der Atem der Ewigkeit durch sie wehen. Topkapı ist mehr als ein Palast. Er ist ein Gedicht aus Stein, ein stiller Wächter am Tor zur Geschichte: Majestätisch, geheimnisvoll und voller Seele.

Ein verborgenes Reich hinter Mauern: Der Harem im Topkapıpalast war nicht nur der Wohnbereich der Frauen des osmanischen Hofes, sondern auch ein zentraler Bestandteil des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Palast. Das Wort „Harem“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „das Abgeschiedene“ oder „das Heilige“ und genau das war dieser Ort: Abgeschirmt von der Außenwelt, streng geregelt und nur Wenigen zugänglich.

Wer lebte eigentlich im Harem, durch den wir heute gewandelt sind?

+ Die Mutter des Sultans, die oft eine sehr einflussreiche Figur war
+ Die Ehefrauen und Konkubinen des Sultans
+ Die Prinzessinnen und Prinzen
+ Eine große Zahl von Dienstmädchen, Aufseherinnen und eunuchischen Wächtern, die meist aus Afrika stammten und für Ordnung und Sicherheit sorgten. 

Die Zahl von allen zusammen wird auf über 1.000 geschätzt!

Entgegen der verbreiteten Vorstellung war der Harem kein Ort reiner Sinnlichkeit, sondern eine streng organisierte Institution. Junge Frauen wurden dort in Musik, Literatur, Religion, Etikette und Handwerk unterrichtet. Nur wenige stiegen in höhere Positionen auf – etwa zur Lieblingsfrau oder sogar zur Mutter des zukünftigen Sultans, was mit großem Einfluss verbunden war. Der Harem bestand aus über 300 Räumen, von kleinen Kammern bis zu reich verzierten Empfangssälen. Besonders sehenswert sind die Privatgemächer des Sultans, das Bad der Sultansmutter mit feinem Marmordekor und die kunstvoll mit Iznik-Kacheln ausgekleideten Wände, die typisch für die osmanische Kunst des 16. und 17. Jhd. sind.

Viele Entscheidungen, die das Reich betrafen, wurden indirekt im Harem beeinflusst, vor allem durch den Sultan oder durch Frauen, die das Vertrauen des Sultans genossen. In manchen Phasen der osmanischen Geschichte spricht man sogar vom “Sultanat der Frauen”, weil diese so großen Einfluss auf die Politik nahmen. Der Harem war also viel mehr als nur ein privater Rückzugsort. Er war eine eigene Welt innerhalb des Palastes, in der Bildung, Hierarchie, Intrigen und Macht eine zentrale Rolle spielten. Ein wirkliches Erlebnis, dieser Topkapipalast! 

Zurück in die Gegenwart: Zuerst der beeindruckende Gewürzbasar (im Volksmund), der eigentlich „Ägyptischer Basar“ heißt. Und danach der Große Basar. Letzterer ist einer der ältesten und größten überdachten Märkte der Welt und ein wahres Labyrinth aus Geschichte, Handel und orientalischem Flair. Er wurde im 15. Jhd. unter Sultan Mehmed II. errichtet, kurz nach der Eroberung Konstantinopels, und ist seither ein pulsierendes Zentrum des Handels: Über 30.000 qm mit mehr als 60 überdachten Straßen und rund 5.000 Geschäften. Täglich bis zu 400.000 Besucher, Einheimische wie Touristen. Dort findet man echt so gut wie alles: Schmuck aus Gold und Silber in allen Variationen, Teppiche und Textilien, Lederwaren und Taschen, Keramik, Mosaike und traditionelles Kunsthandwerk, Gewürze, Süßigkeiten und Tees, Antiquitäten und Sammlerstücke.

Ein besonderes Erlebnis ist natürlich das Handeln. Hier gehört Feilschen zur Kultur. Die Verkäufer erwarten, dass du verhandelst, und oft ergibt sich daraus ein freundliches Gespräch bei einem Glas Tee. Und ein besserer Preis. Die Gänge des Basars sind total bunt, lebendig und voller Düfte und Geräusche. Überall hörst du Händler rufen, Menschen lachen, Teller klirren. Gleichzeitig ist der Basar auch ein Ort, an dem die jahrhundertealte osmanische Architektur sichtbar wird mit gewölbten Decken, Kuppeln und kunstvollen Fliesen. Er ist mehr als ein Einkaufsort: Er ist ein kulturelles Erlebnis und ein Stück lebendige Geschichte mitten in Istanbul.

Nach etlichen Kilometern Laufen heute sitzen wir nun wieder im großartigen Gülhane-Park, kühlen die brennenden Füße im kalten Wasser eines Springbrunnens. Die Nase beruhigt sich von den Düften und der Kopf erholt sich von den vielen Eindrücken.