ISTANBUL 2025, EINE AUFREGENDE STADT AUF ZWEI KONTINENTEN - Teil 3

Andrea
21.06.2025
Travel
Turkey

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Ab dem nächsten Tag erleben wir den Start von Kurban Bayramı, dem türkischen Opferfest Eid al-Adha. Dazu gehören gleich mal 4 ganze Festtage. Es ist das wichtigste islamische Fest und erinnert an die Geschichte von Ibrahim (Abraham), der bereit war, seinen Sohn auf Gottes Befehl zu opfern. Gott ersetzte das Opfer mit einem Widder. Zum Gedenken daran werden bis heute Tiere geopfert.

Wir wollen dem ersten Trubel entfliehen und fahren zuerst wieder mit der Straßenbahn, nehmen die Fähre auf die asiatische Seite und einen Bus zu einer weiteren Moschee hoch auf den Berg. Das Stadtbild ändert sich etwas in das ursprüngliche Istanbul und es ist schön leer. Die Çamlıca-Moschee ist eine der größten und beeindruckendsten Moscheen der Türkei und befindet sich in Istanbul auf dem Großen Çamlıca-Hügel auf der asiatischen Seite der Stadt. Sie ist ein Symbol des modernen türkischen Islam und gleichzeitig ein architektonisches Meisterwerk, das traditionelle osmanische und seldschukische Elemente mit zeitgenössischem Design verbindet. Offiziell eröffnet am 3. Mai 2019 mit einer Kapazität und Platz für über 63.000 Gläubige. Unfassbar!!

Es gibt 6 Minarette: Eine symbolische Anspielung auf die sechs Säulen des islamischen Glaubens. Eine riesige Hauptkuppel mit 72 m Höhe. Sie symbolisiert die 72 ethnischen Gruppen, die in der Türkei leben. Die Lage auf dem Çamlıca-Hügel bietet einen beeindruckenden Blick auf den Bosporus und das historische Istanbul. Die Moschee ist von vielen Punkten der Stadt sichtbar und wirkt wie ein modernes Pendant zur Hagia Sophia auf der europäischen Seite. Der Bau der Moschee war auch ein politisches Symbol: Sie wurde unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan errichtet und soll die religiöse Identität der Türkei unterstreichen. Gleichzeitig wurde sie als Teil eines Projekts geplant, das Istanbul als Zentrum des zeitgenössischen islamischen Lebens präsentiert.

Auf der Rückfahrt von diesem fantastischen Bauwerksbesuch und architektonischen Wundergebäude mit farbigem Teppichboden im Gebetsraum fahren wir mit dem Bus ins kleine charmante Kuzguncuk. Kuzguncuk ist ein malerisches, historisches Stadtviertel auf der asiatischen Seite des Bosporus im Bezirk Üsküdar in Istanbul. Es ist bekannt für seine ruhige, dorfähnliche Atmosphäre, die sich deutlich vom Trubel der Metropole abhebt. Doch jetzt am Spätnachmittag und Feiertag ist von der Ruhe nichts mehr zu merken. Ein Riesentrubel mit Menschen, die topaktuell und bestens gekleidet sind.

Der winzige Ort, der fast nur aus einer romantischen Strasse besteht, wirkt wie eine Reise in die Vergangenheit: Mit ottomanischen Holzhäusern, Pflastersteinstraßen, Bäumen, Katzen, und einer friedlichen Atmosphäre. Obwohl viele der ursprünglichen Bewohner heute nicht mehr dort leben, ist der kulturelle Reichtum weiterhin spürbar. Einige vergleichen das Flair mit dem von San Francisco: Klein, hügelig, kreativ und charmant. Wirklich süß. Und unglaublich viele kleine Cafes und Restaurants mit mehr als schmackhaften Angeboten, so dass man kaum vorbeigehen kann. Wir lassen uns in einem kleinen Café nieder und genießen den mächtigsten, halbgefrorenen Frisch-Käsekuchen von Istanbul. Extra lecker mit frischen Beeren und Kirschen drauf. Fast keine Kalorien ……. hihihi !! Und um uns herum tobt das Leben. Man meint, die ganze Türkei ist heute zu Besuch in Istanbul.

Mit einem leckeren Abendessen in einem kleinen Hafenrestaurant am Bosporus, einem Sonnenuntergang von der Galatabrücke und einem Bierchen plus einem magengesunden doppelten Raki geht der vorletzte spannende Tag in Istanbul zu Ende.


Zum Abschluss am letzten Tag noch ein Höhepunkt: Die Blaue Moschee in der Altstadt. Wieder ein wunderschönes Bauwerk von aussen wie von innen. Anders als all die anderen ihrer Art hier in dieser Stadt.

Wenn man sich vorstellt, wie Sultan Ahmed I. damals seinen Architekten Sedefkâr Mehmed Ağa zur Seite genommen hat: "Hör mal zu, Mehmet, ich will was Großes! Was, das die Hagia Sophia alt aussehen lässt! Und es muss blau sein, verdammt! Richtig viel Blau, ich hab da so 'ne Vorliebe für Iznik-Fliesen." Und Mehmet so: "Ähm, Sultan, wir haben schon sechs Minarette..." Sultan Ahmed: "SECHS? Fantastisch! Aber Moment... hat die Moschee in Mekka nicht auch sechs? Ich will keine diplomatische Krise! Schnell, baut da noch eins dran!" Und so wurde in Mekka flugs ein siebtes Minarett hochgezogen, damit Sultan Ahmeds Ego nicht verletzt wurde. Man stelle sich das vor: "Oh, du hast sechs Minarette? Süß, ich hab sieben!"

Und diese über 20.000 blauen Fliesen im Inneren? Die müssen die Putzkolonne damals zur Verzweiflung getrieben haben. "Chef, der Sultan will auch jede einzelne Fliese poliert sehen, damit sie schön glänzt!" "Aber die sind doch schon blau, Herr! Das sieht man doch kaum!" "Egal, der Sultan besteht drauf!" Manchmal, wenn man in der Blauen Moschee steht und das Licht so durch die Fenster fällt, hat man fast das Gefühl, der Sultan kommt gleich persönlich vorbei und fragt: "Na, ist sie blau genug? Oder soll ich noch 'n paar Tausend Fliesen nachbestellen?" Und dann betritt man den großen Gebetssaal und denkt: "Wow, der Sultan hatte echt Geschmack. Und definitiv kein Problem mit Blau!" Hast Du schon mal ein Gebäude gesehen, das so blau ist, dass es fast leuchtet?

Istanbul beherbergt mehr als 3.555 Moscheen, was die Stadt zur größten Konzentration von Moscheen in der Türkei macht. Insgesamt gibt es in der Türkei fast 90.000 Moscheen!

Einen fliegenden Teppich hätten wir heute gut gebrauchen können. Aber die waren - kein Wunder! - ausverkauft. Volkswanderung auf den Straßen durch den Feiertag. Alles überfüllt, egal wo wir waren. 

Wir besuchen nach der Blauen Moschee zum Ende unserer Tour noch den „neueren“ Teil von Istanbul: Beyoglu. Dazu fahren wir mit einer sehr modernen unterirdischen Standseilbahn den Hügel hinauf. Wir stehen auf dem von den früheren Studenten-Unruhen bekannten Taksim-Platz und laufen über die bekannteste Einkaufsstrasse von Istanbul in Richtung Galataturm wieder ans Wasser des „Goldenen Horns“ herunter. Natürlich freuen wir uns über die knallrote, historische Strassenbahn, die total überfüllt und rumpelnd hier entlang fährt. Lissabon lässt grüßen! Ein anderes Istanbul.

An dieser Stelle hätten wir noch gerne kleine Geschichten erzählt, die uns in diesen 8 Tagen widerfahren sind. Aber das würde den Rahmen sprengen. Eine kommt dann aber zum Schmunzeln doch noch.
Die Situation, in der ein Schuhputzer in Istanbul scheinbar versehentlich seine Bürste fallen lässt, ist eine sehr bekannte Betrugsmasche, die auf Touristen abzielt. Und genau das ist uns dann auch in Balat passiert. Und so funktioniert der Trick:

* Der "Unfall": Ein Schuhputzer geht vor uns her und lässt "versehentlich" seine Bürste fallen, und zwar so, dass sie direkt in unseren Weg rollt.
* Die Hilfsbereitschaft: Als hilfsbereiter Mensch heben wir die Bürste auf und geben sie ihm zurück.
* Die "Dankbarkeit": Der Schuhputzer bedankt sich überschwänglich und bietet uns bzw. Hanno als Zeichen seiner Dankbarkeit an, seine Schuhe kostenlos zu putzen.
* Die Überraschung: Sobald die Schuhe geputzt sind, verlangt er plötzlich einen stark überhöhten Preis für seine "Dienstleistung".

Diese Masche spielt mit der menschlichen Freundlichkeit und dem Wunsch, jemandem zu helfen. Viele Touristen fallen wie wir zum Beispiel darauf herein, weil sie nicht ahnen, dass es sich um eine inszenierte Situation handelt. Und Hanno zahlt dann dafür auch noch einen nicht gerade niedrigen Preis….. Was tun, wenn einem das passiert? Am besten ist es, die Bürste einfach nicht aufzuheben und weiterzugehen. Oder einfach die Bürste mitnehmen und von dannen gehen. Was dann wohl passiert?!


Bevor es heute am letzten Tag weiter unten zu unserem Tourfazit geht, noch ein paar nützliche Tipps über die öffentlichen Verkehrsmittel und wie man sie benutzt für Interessierte und Istanbul-Reiselustige:

Das elektronische Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel in Istanbul ist die Istanbulkart. Die Karte zahlt sich nach drei Einzelfahrten aus und ist während Ihres gesamten Aufenthalts in Istanbul nutzbar. Der Fahrpreis: Ein Einzelfahrschein kostet im Schnitt 27 Türkische Lira pro Person, das sind umgerechnet circa 0,50 €. Die Karte gilt für das gesamte Verkehrssystem von Istanbul:

Metro: Das Streckennetz, die Marmaray und die nostalgische Tünel-U-Bahn (zweitälteste U-Bahn Europas)
Fähre: Bosporus-Überfahrt „von Kontinent zu Kontinent“, Goldenes Horn, Prinzeninseln, Autofähre, Schnellboot, Katamaran
Straßenbahn: Fährt auf der europäischen Seite Istanbuls
Nostalgische Straßenbahn: Fährt auf der Istiklal Caddesi zwischen Taksim und Tünel Platz. Bus: Es gibt Buslinien in ganz Istanbul
Sammeltaxi (Dolmuş): Es gibt blaue Minibusse, in denen man auch während der Fahrt stehen kann, und gelbe Sammeltaxis, die nur über Sitzplätze verfügen. Winke einfach mit der Hand oder steige an der Haltestelle
Unterirdische Standseilbahn von Kabatas zum Taksim-Platz im Stadtteil Beyoglu

Außerdem kann man mit der Istanbulkart sämtliche öffentlichen Toiletten in Istanbul benutzen.

Kein Wunder, dass der ÖPNV in Istanbul deutlich öfter frequentiert wird als bei uns. Wir sind ja zu dritt unterwegs gewesen, aber die Istanbulkart gilt für uns alle drei. Wie Du sehen kannst, geben wir sie an den Einlassstationen immer weiter, alles funktioniert einwandfrei. Wenn man es einmal heraus hat, ist das Aufladen der Karte völlig unkompliziert. Wir werden durch eine englischsprachige Stimme beim Ladevorgang unterstützt.

Jede Haltestelle kann nur mit einer gültigen Istanbulkart betreten werden. Dort sorgt entweder ein Polizist oder ein Bediensteter einer Sicherheitsfirma für Ordnung, das ganze System funktioniert völlig einwandfrei. Istanbul hat mittlerweile mehr als 17 Mio. Einwohner, die Verkehrssituation auf den Straßen ist verheerend, weshalb die öffentlichen Verkehrsmitteln sehr beliebt sind. Die Straßenbahnlinien sind von 6:00 Uhr morgens bis Mitternacht in Betrieb und verkehren alle 2 - 3 min. Alles unfassbar praktikabel und günstig.

UNSER REISEFAZIT:

+ Eine mordsmässig abwechslungsreiche Stadt
+ Überall ist es sehr sauber
+ Das Hotel Poem ist einzigartig und bekommt von uns 10 Punkte von 10 (zentrale und ruhige Lage, Personal, Zimmerqualität, Wahnsinns-Frühstück, kreativ-modernes Design
+ Beste öffentliche Verkehrsverbindungen - günstig und in superkurzem Fahrrhythmus
+ Riesige knallbunte Einkaufsbasare
+ Keine unnötigen Wolkenkratzer 
+ Toll anzuschauende Moscheen
+ Eine unglaublich bunte und aufregende Atmosphäre
+ Der Bosporus und das Goldene Horn, die Wasserstrassen der Stadt und ihre Schiffe/Boote tun der Stadt und deren Besuchern sehr gut
+ Die türkische Bevölkerung: Sehr hilfsbereit und freundlich mit guten Englisch- und (Überraschung !!) Deutschkenntnissen
+ Der neue Istanbuler Flughafen ist der beste, den wir je erlebt haben: Grosszügig gebaut, schnell, übersichtlich, prima Beschilderung uvm.)
+ Achtung bei Restaurantpreisen: Ein sorgfältiger Vergleich vor der Citytour lohnt sich deshalb immer
+ Keine Erdbeben
+ Keine Demos, Militär oder zuviel Polizei

Wir kommen bestimmt noch einmal hierher. Es gibt noch vieles Neues zu entdecken. Danke, Istanbul!