SIZILIEN, DIE SONNENINSEL 2025 - Teil 3

Andrea
16.05.2025
Travel
Italy

Vorschaubild_3.jpg


Ragusa Ibla, die Insel auf der Insel. 2002 wurde der Ort zum UNESCO-Menschheitserbe ausgerufen. Dank seines Reichtums an künstlerischen und archäologischen Zeugnissen ist es eine der bedeutendsten Kunststädte Italiens, Erbin einer mehrtausendjährigen Tradition. Die Protagonisten des Wiederaufbaus nach dem verheerenden Erdbeben von 1693 waren so bekannte Namen wie Sinatra und der berühmte Rosario Gagliardi. Er leistete mit Hilfe einer Reihe von hiesigen Bildhauern und Maurermeistern einen außerordentlichen Beitrag zur Entstehung eines einzigartigen Phänomens: Des Barock im Val di Noto, der sich mit dem hiesigen Stein schmückt, mit Säulen und Kapitellen, Statuen und architektonischen Kompositionen, und der im Dom San Giorgio wohl seinen höchsten Ausdruck findet. Durch das Erdbeben im Jahr 1693 wurde die Stadt fast vollständig zerstört. Der Wiederaufbau im 18. Jhd. unterteilte sie dann in zwei große Stadtteile: Ragusa Superiore auf dem Hochplateau und Ragusa Ibla, wiederaufgebaut auf den Ruinen der antiken Stadt und angelegt in Befolgung des einstigen Stadtplans aus dem Mittelalter. Ibla liegt auf einem etwa 450 m hohen Hügel, und seine Altstadt hat mehr als 50 Kirchen und zahlreiche Palazzi im Barockstil. Die schmalen, auf- und abwärts führenden Gassen bilden ein Labyrinth aus mit Stein gepflasterten Durchgängen und verleihen diesem Winkel Siziliens einen fantastischen Reiz außerhalb der Zeit. In der Tat konzentriert sich in Iblas Gässchen, Brücken und Straßen der ganze Zauber Siziliens, seine Seele, die heute anderswo kaum mehr zu finden ist. Vielleicht aus diesem Grunde wurde Ragusa von berühmten Literaten als „Insel auf der Insel“ oder „das andere Sizilien“ gepriesen.

Noto ist noch ein echter Insidertipp, ein relativ ruhiger, idyllischer Ort mit vielen sehenswerten Gebäude im Barockstil. Bevor die Kleinstadt in das Weltkulturerbe der Menschheit im Jahr 2012 avancierte, war Noto weitestgehend unbekannt. Seitdem entdecken zunehmend die Größen aus Kunst und Unterhaltung den schmucken Ort. Es wurden schon Giorgio Armani und Julia Roberts in Noto gesehen. Bereits die Zufahrt ist ein Erlebnis, durch schattige Alleen von Zitrusbäumen, Olivenhainen und Mandelbäumen erreicht man den an einem sanften Hang gelegenen Ort. Nachdem das Erdbeben 1693 Noto dem Erdboden gleichgemacht hatte, wurde die Stadt im wunderschönen Barockstil wiederaufgebaut. Ein paar Ruinen auf dem Alveria Hügel erinnern noch an den Ort vor dem Erdbeben. Es ist sehr angenehm, durch die gemütlichen Straßen mit den honigfarbenen Fassaden von Kirchen, Klöstern und noblen Palästen der Adligen zu spazieren. Der Blick wird automatisch nach oben gelenkt zu den Dekorationen und Statuen, den bauchigen Balkonen mit den schmiedeeisernen Gittern und den majestätischen Fassaden. Egal ob man von der Ebene der Kirche des hl. Franziskus und der von schlichter Eleganz geprägten Kirche Santa Chiara oder aus dem Gebiet von San Salvatore und der Kirche von San Domenico kommt, aus allen Richtungen erreicht man den zentralen Dom von Noto, die Kathedrale San Nicolò auf der Anhöhe über eine monumentale Freitreppe. Zusammen mit dem gegenüber liegenden Palazzo Ducezio und den seitlichen hufeisenförmigen Baumdächern ergibt sich eine majestätische Harmonie. Die Hauptstraße ist der Corso Vittorio Emanuele. Durch das königliche Stadttor Porta Reale Noto betritt man den barocken Stadtkern.

Das berühmte Syrakus im Süden der Ostküste Siziliens: Heimatstadt des Mathematikers und Konstrukteurs Archimedes und von Siedlern aus Korinth 734 v. Chr. gegründet. Sie war einst die größte Megastadt der antiken Welt und gehört heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das Herz von Syrakus ist Ortygia, die Insel, auf der die Stadt vor mehr als 2.750 Jahren erbaut wurde. Diese historische Insel war schon oft Schauplatz bedeutender geschichtlicher Ereignisse. In ihrer Hoch-Zeit war Syrakus eine blühende Stadt und wurde von Cicero als "die größte griechische Stadt und die schönste von allen" gelobt. In diesen „besten“ Zeiten hatte die Stadt mit über 1 Million Menschen 9 Mal so viele Einwohner wie heute. Da wir nicht alles schaffen können an einem Tag, lassen wir den ärchäologischen Teil, die unterirdischen Katakomben und das Castello Maniace weg und haben uns aus unserer Sicht den schönsten Teil der Stadt vorgenommen: Ortygia. Man erreicht die diese eigentümliche Insel über eine der zwei Brücken und wird nach deren Überquerung von den Ruinen des griechischen Apollo-Tempels begrüsst, der den Weg zu hoffnungslos romantischen Strassen, bröckelnden Gassen und eleganten barocken Kirchen und zu mit kunstvollen Schnitzereien geschmückten Balkonen und Palästen weist. Im Herzen Ortygias befindet sich die zentrale Piazza Archimedes, die von einem riesengroßen, gold-kupferfarbigen Brunnen dominiert wird, der die Legende der Nymphe Arethusa darstellt. Er heißt „Fontana di Diana (bei den Griechen Artemis). Das Ding ist echt monströs und ein Meisterwerk, das 1907 von Guilio Moschetti erschaffen wurde. Die Süssigkeiten aus Marzipan, Schokolade und Cremes, die wir in jedem zweiten Laden in der Auslage sehen, übertreffen echt alles zuvor Erlebte! Wir müssen uns wirklich streng zurückhalten.

Marzamemi, ein Fischerdorf an der südöstlichen Küste Siziliens: Seine Geschichte reicht bis in die phönizische Zeit zurück, als die Gegend ein bedeutender Handelshafen für die Phönizier war. Später wurde es von den Römern erobert und entwickelte sich zu einem wichtigen Zentrum für die Fischerei und die Verarbeitung von Thunfisch. Der Name Marzamemi leitet sich vermutlich vom arabischen Wort "Marsa al-hamam" ab, was "Hafen der Tauben" bedeutet, was auf die arabische Herrschaft während des Mittelalters hinweist. „Heute sind die historischen Überreste der Tonnara von Marzamemi ein faszinierendes Zeugnis der Vergangenheit des Dorfes. Die alten Gebäude der Tonnara wurden liebevoll restauriert. Das charmante Ambiente und die malerische Kulisse ziehen Besucher aus der ganzen Welt an. Das Zentrum von Marzamemi besteht aus engen Gassen, die von traditionellen Gebäuden gesäumt sind. Die "Piazza Regina Margherita" ist ein beliebter Treffpunkt für Einheimische und Besucher gleichermaßen. Hier kann man in einem der Cafés sitzen, das bunte Treiben beobachten und das süße Dolce Vita genießen. Die Strände von Marzamemi sind ein weiterer Höhepunkt des Dorfes. Feiner Sand, kristallklares Wasser und idyllische Buchten laden zum Entspannen und Sonnenbaden ein. Einige der Strände sind von der typisch mediterranen Macchia umgeben und bieten einen reizvollen Kontrast zum türkisfarbenen Meer ......"

So steht es vielerorts beschrieben …. Ja, wir waren hier in der Erwartung, ein solch idyllisches Fischerdorf zu entdecken. Die Gebäude der alten Tonnara waren abgesperrt. Keine Anzeichen von liebevoller Restaurierung. Verrostete Stahlgerüste halten die Dächer gerade so zusammen. Die wunderschönen alten Häuser beherbergen ein Restaurant nach dem anderen, nichts zu sehen von den alten Häusern wegen lauter Stühlen, Tischen und Sonnenschirmen. Wir sind echt viel herumgelaufen, doch von den alten Gassen haben wir nichts gesehen. Und zu guter Letzt, die schönen Strände. Sie sind voller Müll und mit abgestorbenen Algen bedeckt. Vielleicht wird zur Hochsaison alles besser. Auch wenn hier schon alles nach Hochsaison aussieht. Sehr schade. Und wo die ganzen Fischer geblieben sind, keine Ahnung.

Catania: Sie ist weder die bekannteste noch die schönste Stadt Italiens. Aber sie ist etwas Besonderes so nah am Ätna und wieder anders. Und Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des Betrachters und Sizilien ist nicht Italien … sagen Sizilianer und Italiener.  Catania ist eine lebendige Hafenstadt im Schatten des Ätna am Fuße der Südhänge des Vulkans. Dicht an dicht stehen die Häuser bis hinunter an die Küste des Ionischen Meeres. Obwohl von Erdbeben und Vulkanausbrüchen gebeutelt, verloren die lebensfrohen Catanesen nie ihren Mut. Die Stadt wurde von griechischen Siedlern aus Naxos im 8. Jhd. v. Chr. gegründet. Unter den Römern entwickelte sich Catania zu einem der wichtigsten Handelsstützpunkte Siziliens und stellte das Tor nach Afrika dar. 884 n.Chr. wurde die Stadt von Muslimen zerstört. Furchtbare Zerstörungen richtete auch ein Lavastrom des Ätnas an, der 1669 eine Schneise durch die Stadt zog. Das Erdbeben im Jahr 1693 zerstörte dann den Rest von Catania. Anschließend wurde die Stadt - nun im Barockstil - wieder aufgebaut. Ihre Altstadt ist von schwarzem Lavagestein geprägt. Häuserfassaden, Kirchen, das Pflaster der Straßen und auch das römische Amphitheater wurden aus dem vulkanischen Material des Ätna geschaffen. Uns erscheint alles etwas grau, schwarz, dunkel. Vielleicht trägt aber auch der graue Himmel dazu bei. Das Zentrum bildet die Piazza del Duomo. Dort steht die monumentale Kathedrale von Catania, die der Schutzpatronin der Stadt, die Heilige Agatha gewidmet ist. Das Wahrzeichen Catanias ist übrigens der Elefantenbrunnen mit dem ägyptischen Obelisken. Der Elefant wurde vom Bildhauer Giovanni Battista Vaccarini aus schwarzem Basalt gehauen. Der Obelisk besteht aus Granit und wurde wahrscheinlich zu Zeiten der Römer als Siegessäule im Amphitheater aufgestellt. Der Elefant trägt den Obelisken auf seinem Rücken. Im Fischmarkt von Catania spiegelt sich ein wenig die damalige Bedeutung der Stadt als Handelszentrum wieder. Hier wird echt alles angeboten, was das Mittelmeer hergibt. Und er ist doch nochmal anders als der quirlig-laut-bunte Ballaro-Markt in Palermo.


Taormina: Als vor ein paar 100 Jahren die ersten Urlauber auf der Suche nach Erholung über die Strasse von Medina, die Meerenge zwischen Sizilien und dem italienischen Festland, kamen, wurde Taormina schnell zum Liebling der feinen europäischen Gesellschaft. Nach und nach avancierte diese inspirierende Stadt zur Muse für Schriftsteller und Künstler von Goethe und Oscar Wilde bis Gustav Klimt. Wir laufen gemächlich inmitten reichlich vieler Touristen durch den Ort. Der liegt hoch oben auf einem einzelnen kleinen Berg bzw. Hügel und ist nur auf einer sehr engen, mit Haarnadelkurven versehenen Strasse zu erreichen. Parken muss man etwas unterhalb des Ortes in einem riesigen Parkhaus, das irgendwie in die Felsen hinein gebaut wurde. Taorminas mittelalterliche Strässchen verlaufen wie ein Spinnennetz, mit der Flaniermeile Corso Umberto I im Zentrum. Diese pulsierende Fussgängerzone zieht sich vom Palazzo Corvaja bis zur Piazza del Duomo und wird abends erst richtig lebendig: Musikanten, Strassenkünstler und Menschen, die zusammensitzen, sich unterhalten, etwas trinken und zusehen, wie die Welt vorüberzieht. Elegante Boutiquen mit der neuesten Mode Italiens und Juwelierläden geben sich am Corso Umberto I sowie jede Menge gemütliche Cafés, Bars und Restaurants die Hand und warten darauf, entdeckt zu werden. In den romantischen verwinkelten Gassen reihen sich echt bildhübsche, restaurierte Häuser, Villen und Kirchen aneinander. Man kommt aus dem Schauen garnicht mehr heraus. Besonders schön ist der kleine Stadtpark, „Villa Comunale“ genannt. Dort hat es ganz absonderliche Bauten mittendrin.

Auf Sizilien haben in der Vergangenheit viele verschiedene Kulturen eingewirkt und so die Geschichte des Landes geprägt. Die alten Griechen, Byzantiner und Römer hinterliessen in Taormina ebenso ihre architektonischen Spuren wie Araber, Normannen und europäische Eroberer. Und Taormina ist tatsächlich ein Fenster in die sizilianische Vergangenheit. Das allerbeste Beispiel dafür ist das wirklich sensationelle Teatro Greco: Das antike griechische Amphitheater gilt als Nonplusultra unter den historischen Sehenswürdigkeiten des Ortes. Das Wahrzeichen von Taormina ist das wohl beeindruckendste Theater der Antike, das im 3. Jhd. v. Chr. unter dem König Hieron II erbaut wurde. Um den Bau zu ermöglichen, war es notwendig, mehr als 100.000 Kubikmeter Felsen manuell aus dem Berg zu entfernen. Später wurde das Theater von den Römern renoviert und erweitert, die Säulen, Statuen und geschickte Überdachungen hinzufügten. Auf manchen den Sitzen sieht man noch heute griechische Inschriften. Das antike Bauwerk liegt etwas außerhalb des Zentrums von Taormina oberhalb auf einem Felsplateau des Monte Tauro, umgeben von einer eindrucks¬vollen Landschaft zwischen Land und Meer. Es bietet einen atemberaubenden Panoramablick auf das glitzernde Meer, die Bucht von Naxos und den hoch aufragenden Ätna. Schon Johann Wolfgang von Goethe war begeistert von der Lage des Griechischen Theaters mit Blick auf den „dampfenden Feuerberg“. Bei seinem Besuch beschreibt er das Theater in seinem Reise-bericht als das „ungeheuerste Natur- und Kunstwerk“. In den Sommermonaten organisiert die Stadt dort internationale Festivals mit Konzerten, Ballett, Filmen und Theateraufführungen. Eine Aufführung unter dem Sternenhimmel ist bestimmt ein unvergessliches Erlebnis. Im Sommer  kommt z.B. die Band Simple Minds hierher. Schade, dass wir nicht dabei sind an einem solch genialen Veranstaltungsort. Das Publikum genießt in der Dunkelheit dabei einen unglaublichen Blick auf die Bühne und die Kulisse des Theaters. Taormina zu Füssen flimmert ein Lichtermeer und am Himmel entdeckt man vielleicht eine Sternschnuppe. Oft leuchtet in der Ferne feuerrot ein glühender Lavastrom des Ätna. Den Vulkan und auch eine potentielle Lava allerdings haben wir dank dauerhaft dicker Wolken um ihn herum überhaupt nicht gesehen, Beides uns aber immer leibhaftig vorgestellt. Was anderes blieb uns ja auch nicht übrig. Leider auch nicht betreten haben wir die Mini-Insel Isola Bella, die durch eine schmale Sandbank mit dem Strand von Taormina verbunden ist. Die etwas höheren Mittelmeerwellen haben es verhindert…..

 

UNSER REISEFAZIT:

Wir sind ganz froh, nach Hause zu fliegen. Denn in zwei Tagen beginnen in jeder Stadt und in jedem Dorf die umfangreichen Osterprozessionen. Jede Kirche ist geschmückt und wartet mit unglaublich vielen Programmpunkten auf die Gläubigen. In vielen Kirchen stehen am Eingang eine thronende Maria und in einem gläsernen Sarg Jesus auf schweren Holzgestellen, fertig zum Tragen von starken Männern bei den langen Prozessionen.

Die Straßen auf der Insel sind - bis auf wenige Ausnahmen - echt schlecht. Entspannt Autofahren geht nicht. Auch wegen des Fahrstils der Italiener nicht. Zum guten Ton gehören hupen, dicht auffahren, rechts und links überholen, selbst in den schmalsten Straßen. So fahren die italienischen Autofahrer. Ungeduldig bis zum Umfallen. Aber der Clou: Kommen sie aus einer Einfahrt, Nebenstraße oder Querstraße, fahren sie einfach raus in die Mitte der Straße und zwingen andere damit, sie rein zulassen. Funktioniert immer. Wer mit eigenem Auto unterwegs ist, sollte daher starke Nerven haben.

Wenn ein Sizilianer sagt, er kann englisch, deutsch, französisch oder spanisch sprechen, so kann er meist nur einen Satz und nicht mehr. Solche Aussagen entlockte uns immer ein Schmunzeln, wenn das Gespräch mit einem Satz beendet ist.

Ciao, bella Sicilia! Die Zeit hier war ein Traum: Sonne, Meer, gutes Essen und einfach diese entspannte Atmosphäre. Über 130 km zu Fuß gelaufen, wenn das mal nichts ist! Besonders der Norden und Westen haben’s uns angetan: Palermo mit seinem wilden Charme, die Küste rund um San Vito lo Capo, die Salinen bei Trapani und Marsala, die sanften Hügel mit den wunderschönen Blumenwiesen ….. einfach toll. An der Ostküste der Insel gibt es vier schöne Städte und man merkt, wo der Tourismus liegt. Der Osten hat seine Highlights, aber wer’s ruhiger, ursprünglicher und ein bisschen weniger touristisch mag, sollte definitiv den Westen und Norden mit auf dem Zettel haben.