DER ZAUBER DER ISLE OF SKYE - SCHOTTLAND 2023

| 28.11.2023 | | British Islands, Scotland
DER ZAUBER DER ISLE OF SKYE - SCHOTTLAND 2023


Wer immer schon nach einer Landschaft wie in einem verwunschenen schottischen Märchen gesucht hat, wird diese auf der Isle of Skye oder auch nur Skye genannt finden. Jeder Fels ragt aus dem Boden als sei er ein erstarrter Troll, während sich kleine Bäche und Wasserfälle durch die karge Insel ziehen, als wollten sie ihren Charakter zeichnen. Einen Katzensprung von der Westküste Schottlands entfernt liegt diese wunderschöne Insel, die wohl jeden Besucher in ihren Bann zieht. Einen tiefen Atemzug der Luft dort nehmen, den Blick über die Berge schweifen lassen und seinen Fußabdruck im weichen Moos hinterlassen - und schon fühlt man sich wie in einem verzauberten Märchen. Diese Insel ist einzigartig - vielleicht nicht voller spannender Aktivitäten, Clubs und Bars - dafür aber lädt sie ein, einmal durchzuatmen und die Schönheit unserer Erde auf ein Neues zu entdecken.

Eine Insel mit wilden Kulissen wie aus dem Bilderbuch. Wir waren zusammen mit Hanno, unserem besten Freund, da. Acht Tage lang Anfang Mai 2023. Das war nämlich unser "Nachholbedarf" von der Großbritannien-Tour im vergangenen Jahr. Genau 12 Monate ist diese nun her und Skye zeigte sich damals von ihrer grausigen Seite: Sturm, Regen, Nebel, total überbucht. Wir sind Hals über Kopf geflüchtet. Und dieses Mal hatten wir unendliches Glück. Nur 1/4 Tag Regen, sonst nur Sonne, Wolken und grau-weißer oder blauer Himmel. Unfassbar!

Nun aber zu den wahren Schönheiten dieser Insel der Inneren Hebriden:

Da sei zunächst einmal das Tal der Feen erwähnt. Das Tal (auf englisch Fairy Glen) ist einer der bezauberndsten Orte auf der Isle of Skye - im wahrsten Sinne des Wortes. Dieser Ort mit seinen seltsamen Hügeln, geheimnisvollen Steinkreisen und seiner einzigartigen mysthischen Magie ist allerdings auch eine beliebte Touristenattraktion, obwohl er relativ schwer zu finden ist. Den Mittelpunkt in diesem zauberhaften Tal bildet ein hochragender Felsensockel: Castle Ewan, der aus einem bestimmten Winkeln einer Burgruine ähnelt. Wir setzen uns auf einen dieser pyramidenartig geformten Hügel und lassen uns die warme Sonne auf die Bäuche scheinen. Hier könnten wir stundenlang bleiben - obwohl wir die kleinen Feen leider nicht gesehen haben. Seit diesem Tal heißt übrigens unsere kleine DJI-Drohne "Tinkerbell".

Wahrscheinlich ist das Skye's Nr. 1: Der Quiraing. Das Wort kommt aus dem Altnordischen, denn die Wikinger haben auch hier ihre Fußstapfen hinterlassen - wie an vielen Orten auf der Isle of Skye. So setzt sich das gälische Wort „a‘ Chuithe Raing“ aus dem nordischen „kví“ für Falte und „rank“ für „schief“ zusammen. Es bedeutet ganz einfach nur „umschlossener schräger Platz“.
    
Als wir endlich auf einer superschmalen Single Road oben am Parkplatz angekommen sind, eröffnet sich echt ein Sensationsanblick. Man glaubt, man ist in einer anderen Welt. Man kommt angesichts dieser Landschaft schnell ins Träumen. Irgendwann muss es hier gewaltig gekracht haben. Der Quiraing entstand nämlich durch einen Erdrutsch, bei dem die Landmasse nach unten weggesackt ist und die steilen Felsen hat stehen lassen. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich das vorzustellen, wenn man auf die bizarre Bergkette blickt. Tatsächlich ist dieser Erdrutsch auch noch nicht abgeschlossen. Er geht nur sehr langsam vor sich. Immer noch sackt das Land hier ab, immerhin so stark, dass die Straße den Berg hinauf jedes Jahr ausgebessert werden muss.

Berühmt ist hier übrigens auch der kleine Lorbeerbaum, der oft als Fotomotiv herhält. So natürlich auch für uns. Man sitzt dann allerdings direkt am Abgrund und muß schwindelfrei sein, um ihn, die vorgelagerten Bergseen und die grandiosen Felsformationen gemeinsam auf ein Bild zu bekommen.

Nicht zu vergessen das Neist Point Lighthouse, kraftvoller Inselausklang im Westen. Es kommt mit einem Donnerschlag: Der Neist Point zeigt ein eindrucksvolles Zusammenspiel aus Klippen und Meer. Eine Landzunge mit steil abfallenden Klippen streckt sich am westlichsten Ende der Insel ins Meer hinein - fast so, als wolle Skye die Äußeren Hebriden berühren. Die Form dieser Landzunge ist einmalig: Wie eine Sprungschanze erhebt sich der erste Teil des Neist Point zunächst, um dann in einem Plateau dahinter auszulaufen. Ganz am Ende sitzt einer der für Schottland so typischen Leuchttürme. Wie fast alle seiner Art wurde auch dieser Leuchtturm von einem Mitglied der berühmten Stevenson Familie im Jahre 1909 erbaut. Er ist 19 m hoch und erhebt sich auf den Klippen insgesamt 43 m über den Meeresspiegel.

Den Neist Point kann man sich auf zwei Arten ansehen. Einmal durch eine durchaus anstrengende Wanderung zum Leuchtturm, zum anderen aber durch einen Abstecher zur rechten Seite. Denn wenn man ein Stück entlang der Steilküste auf weichem Moosboden läuft, eröffnet sich der typische Blick auf den Neist Point - immer irgendwie in einem anderen Winkel. Auch hier kann man es stundenlang aushalten. Ein fast berauschender Anblick. Ausgesprochen wird der erste Teil seines Namens übrigens in etwa „niest“ und nicht „neest“. Doch auch sonst ist die Sicht lohnenswert - auf der anderen Seite des Meeres zwischen Inneren und Äußeren Hebriden heben sich die Silhouetten der Inseln Benbecula und South Uist ab.

Absolut besuchenswert im Süden von Skye ist vielleicht das nicht so bekannte Elgol. Der lange und schmale Weg mit seinen x Ausweichstellen für Autos dorthin ist alleine schon die Tour wert. Ein kleines Abenteuer mit immer wieder neuen Ein- und Ausblicken. Und vielen weiß- und schwarzköpfigen Schafen in ganz Klein und Groß natürlich. Und dann wenn man angekommen ist: Berge, Meer und alte schottische Geschichten. Ein kleines süßes Haus, angelehnt an eine riesige schwarzgraue Felswand mit wunderschönen Baum davor. Welch ein Grundstück! Und unser Blick sucht seinesgleichen: Vom Hafen bei Elgol kann der Besucher direkt hineinsehen in das schwarze Herz des Black Cuillin-Massivs. Genügt alleine schon der Blick von der Anlegestelle. Majestätisch ragen die Gipfel über dem Meer auf. An keinem anderen Ort der Isle of Skye hat man ein ähnlich schönes Bucht-Panorama.

Der lustige Name „Elgol“, gälisch „Ealaghol“ ist altnordischen Ursprungs - wie ja sehr viele Ortsbezeichnungen auf der Insel. Allerdings hört damit die Klarheit schon auf, denn niemand weiß mehr genau, was der Name eigentlich bedeutet. Eine Variante: „Helga Hollr“ bedeutet „heiliger Hügel“. In Anbetracht des Wirkens des Heiligen Maelrubha in der Gegend und dem starken Anstieg des Landes bei Elgol wäre das logisch. Er ist der zweitwichtigste Heilige für die Highlander. Etliche Orte und Kirchen sind ihm gewidmet.

Nördlich der Insel-Hauptstadt Portree befindet sich der wohl charakteristischste Fels der ganzen Insel: Der Old Man of Storr. Wie ein versteinerter Riese ragt er 48 Meter aus dem Boden und thront wie ein Wächter in Form einer Felsnadel über die ihm zu Füßen liegenden Landschaft. Diesen Anblick darf man sich auf keinen Fall entgehen lassen. Entweder ganz hoch zu ihm selbst wandern oder von einem traumhaften See davor mit einer Mini-Insel drauf aus im gemütlichen Weidegras sitzend betrachten. Der Legende nach suchte eine Familie ihre entlaufene Kuh, als sie dabei auf der Flucht von einem Riesen versteinert wurden. Der Old Man und die umliegenden Felsnadeln werden heute als seine Familie bezeichnet. Seine Frau ist aber schon vor Jahren eingestürzt. Und sein Kind gibts auch nur noch zu 70 % ....... Also schnell hin!

Südlich findet man die Sligachan Bridge - eine Brücke, die aussieht als hätte sie ein Märchenerzähler höchstpersönlich mit seinen Händen vor einer spektakulären Kulisse aufgebaut. Der Blick alleine versetzt einen in eine andere Zeit.

Nicht zu verachten sind auch die berühmten Fairy Pools, wunderschöne kleine und grössere Wasserfälle in einer Art Mini-Canyon.

Hochprozentig geht es weiter, denn auf Skye wird der bekannte Talisker Whisky gebrannt, dessen Brennerei man im Westen der Insel in Carbost besuchen kann. Er schmeckt total lecker und kostet in Deutschland weniger als wenn man ihn vor Ort kauft. Rund 20 Minuten Fahrtzeit entfernt davon liegt die wunderschöne Talisker Bay. Von dieser Bucht hat man eine traumhafte Aussicht auf das Meer und die umliegenden Felsen. Es gibt übrigens noch zwei weitere Whisky Destillerien auf Skye: Die Torabhaig und seit neuestem die Raasay Destillerie. Sie hat sich auf der gleichnamigen Insel angesiedelt.

Ein absolutes Traumgebilde zum Reiseabschluß - gerade wieder auf dem schottischen Festland angelangt: Das Eilean Donan Castle. Sagenhafter kann ein Schloss in Schottland kaum aussehen. Geheimnisvoll und sagenumwittert thront die Burg auf einer kleinen Insel, die bei Flut komplett vom Meer umspült wird. Auf die Insel gelangt man zu nur über eine langezogene und wunderschöne steinerne Brücke. Diese Brücke und das düstere Gemäuer dahinter hat Eilean Donan berühmt gemacht, denn sie diente immer wieder als Filmkulisse. Ob für den Film „Highlander“ ("Es kann nur Einen geben") oder andere Kinohits wie zum Beispiel James Bonds „The world is not enough“.

Es gibt natürlich noch viel viel mehr auf Skye zu sehen und zu erleben. Aber das würde hier den Rahmen unseres kleinen Reiseblogs sprengen. Also einfach mal selbst hinfahren und die Insel spüren.

Ach ja: Übernachtet haben wir in Carbost, besser gesagt in "Woodysend", einer kleinen süßen, romantischen und bestens gelegenen Ferienwohnung. Unser Gastgeberin Tracey war ein Goldschatz. Alles, was man braucht, war vorhanden. Wir mussten echt nur Essen und Getränke mitbringen. Das Preis-/Leistungsverhältnis ist ebenfalls prima. Besser gehts kaum noch. Buchen kann man "Woodysend" übrigens auf AirBnB.

Wer also Berge, Landschaften, Wasserfälle und eine mystische Umgebung mag, der wird Skye lieben. Ein Ort, an dem die Zeit langsamer zu ticken scheint, die Luft klarer und der Blick weiter ist. Die Insel des Nebels ist bestimmt nicht für Jedermann etwas, aber die, die sich darauf einlassen, werden diese Natur nie wieder vergessen.

Wir gehören jedenfalls dazu.


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