ABENTEUER SPANIEN & PORTUGAL 2024

Andrea | 21.02.2024 | | Spain, Portugal
ABENTEUER SPANIEN & PORTUGAL 2024


EINE MITTELMEER-/ATLANTIKKÜSTENTOUR MIT "BILDUNGSAUFTRAG"

DER REISEBLOG HEUTE ALS LONG VERSION ZUM MITERLEBEN UND MITFÜHLEN

Eine kurze Erläuterung zu Beginn: Dieser Reiseblog ist auf der Textbasis unseres neuen Live-Reisetagebuchs von "FindPenguins" (kostenlose App) entstanden. Daher heute die superlange Version zum ausgiebigen Schmökern, Anschauen und Planen. Und "Bildungsauftrag" (das ist scherzhaft gemeint) bedeutet, dass wir ein paar spannende, vielleicht noch unbekannte und interessante Infos über Besonderheiten und Eigenarten Spaniens und Portugals miteingebaut haben. Also keine Angst! Wir freuen uns natürlich über Dein Feedback, wie Dir dieses (neue) Art unseres Blogbeitrags gefällt. Also bitte nach dem Lesen gleich einen Kommentar (unten) schreiben. Herzlichen Dank dafür!

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Die kostenlose App "FindPenguins" überträgt das altehrwürdige Reisetagebuch vom Papier aufs Smartphone - Fotos/Videos, Texte und Live-Reiseroutentracker. Wir haben das mal ausprobiert. Im Rahmen dieser knapp dreiwöchigen Spanien- und Portugaltour. Um herauszufinden, ob eine interaktive, tagesaktuelle Diary-App mit Kommentarfunktion mehr Spaß macht. Test-Teilnehmer waren 15 Freunde von uns. Fazit: Es hat total Fun gemacht. Uns und allen Mitlesern und Zuschauern. Alles ganz privat und nicht öffentlich. Einfach downloaden, kurz registrieren und schon gehts los. Echt easy zu bedienen. Hast Du nicht Lust auch mitzumachen? Als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch mal, als kleines Reisefotobuch oder sogar als Planungsgrundlage mit vielen Tipps für Deine/Eure nächste Tour. Also dann: Bitte kurze Info per WhatsApp, Email oder Nachricht und Du bekommst den Link zu unserem App-Zugang. Das wäre doch echt super!

ES GEHT LOS

24. Dezember 2023. Heiligabend. Heute beginnen wir, die Sachen für unsere Reise an Spaniens und Portugals Küsten zusammenzutragen. Besonders das Foto-Equipment ist wichtig. Wir fotografieren ja noch mit richtigen Fotoapparaten. Es muss nicht immer ein langer Flug in die Welt sein. Europa ist so schön. Am 28. Dezember um 07.00 Uhr sind wir dann aufgestanden, haben den Rest gepackt, Kaffee getrunken und Brote belegt für unterwegs. Die Raststätten in Frankreich sind teuer und nicht unbedingt lecker.

Der Kilometerstand: 53.355 km. 08.35 Uhr Abfahrt. Die Sonne ist aufgegangen und der Bodensee liegt im Nebel. Es sind minus 2 Grad C. und Raureif bedeckt die Landschaft. Es regnet im Schwarzwald und die grauen Wolken hängen tief und mit 8 Grad C. auch ziemlich warm. Grau und grau und grau der Himmel. Zeit, die Sonne zu finden. 11.18 Uhr: Wir haben gerade die Grenze nach Frankreich bei Mühlhausen überquert, das Wetter ist hier wesentlich angenehmer. Es kommt ein wenig hellblauer Himmel durch. Temperatur sage und schreibe 10 Grad C. 13.00 Uhr und seit dem letzten Lichtblick oder sagen wir mal, als der Himmel heller war, schüttet es ohne Ende. Wir werden jetzt gleich bei Dole abbiegen Richtung Süden und Mittelmeer in der Hoffnung, der doofe Regen hört auf. Auf den Autobahnen Frankreichs zu fahren, ist immer wieder eine Freude, denken wir. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h ist es ein gemütliches Kilometer-Abspulen. Dazu kommt, es sind kaum Autos unterwegs. Es kostet ja auch Geld. Wieviel, wir werden sehen. Leere Autobahn müssen wir leider revidieren. Jetzt ist es einfach nur voll. Erste Übernachtung in Remoulins, Frankreich. Dort gibt es den Pont du Gard - Symbol der römischen Ingenieurskunst. Erbaut im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung von den Römern. Leckere Galette vegetarisch und mit Lachs im La Crêpe Rit. Günstig und sehr schmackhaft. Morgen müssen wir mit der roten Knutschkugel erst mal in eine Werkstatt. Beim Gas geben wird dieses Auto so laut, als wenn Metall auf Metall reibt. Tolles Abenteuer! Die Suche nach der Sonne geht weiter.

Um 07.00 Uhr stehen wir auf. Wir haben schlecht geschlafen. Andrea ist erkältet. Matthias war auch oft wach. Nach dem Frühstück finden wir eine Tankstelle mit Werkstatt. Der Eigentümer kommt aus Indien und ist total hilfsbereit. Er untersucht das ganze Auto, legt sich unter das Auto und stellt fest, dass zwei Bodenbleche gegeneinander reiben und dieses kratzende Geräusch während des Gasgebens verursachen. Ein Blech ist verbogen und deswegen konnte er es nicht reparieren. Wir versuchen jetzt in Malaga eine Werkstatt zu finden, die diesen Schaden beheben kann. Wenigstens wissen wir jetzt, woran es liegt.

DER PONT DU GARD IN REMOULINS

Egal, wir haben die Sonne gefunden und bei 13 Grad C. laufen wir zum Pont du Gard. Mit einer Gesamtlänge von 275 m ist es das größte Aquädukt der Welt. Erst wenn man davor steht, zeigt sich die gewaltige Baukunst der Römer. Der Pont du Gard ist eines der am besten erhaltenen römischen Bauwerke in ganz Europa. Prachtvoll, imposant, geradezu genial. Dabei ist er nichts weiter als Teil einer Wasserleitung, die über den Fluss Gard führt und damals die Stadt Nîmes mit frischem Trinkwasser von den Quellen bei Uzès versorgte. Das Gebilde beeindruckt sowohl ästhetisch als auch durch seine technische Umsetzung. Drei Jahre lang sollen über 1.000 Menschen an dem Aquädukt gebaut haben bis es im 1. Jh. n. Ch. fertiggestellt war. Er war Teil einer Wasserleitung, welche die Römer über eine Länge von ungefähr 50 Kilometern zwischen den heutigen Städten Uzès und Nîmes errichtet haben, um Quellwasser zur Stadt Nîmes zu transportieren. Der Höhenunterschied zwischen der Quelle und der Stadt Nîmes betrug gerade mal 17 Meter. Das ergibt ein Gefälle von 34 cm pro km! Und hier liegt die Genialität des gesamten Bauwerks: Über die Gesamtlänge von 50 km wurde dieses geringe Gefälle exakt eingehalten und umgesetzt. Dabei wurden Berge umgangen oder mit Tunneln durchbohrt und Flusstäler mit Brücken überwunden ohne dabei von der geringen Neigung abzuweichen. Gleichzeitig musste die Neigung in Kurven geringer sein, als das Gefälle auf der Geraden, damit der Druck der täglich geförderten Wassermengen an diesen Stellen nicht zu hoch geworden wäre. Die Wasserleitung transportierte täglich um die 20.000 l Wasser zu ihrem Zielort. Die Brücke wurde bereits 1985 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.

Den obersten Teil der Brücke kann man nur mit einer Führung besichtigen und kostet 12,50 € pro Person. Der Grund: Die Zerstörungswut der Menschen. Mit Taschenmessern wurden Namen eingeritzt oder kleine Stücke Sandstein als Erinnerung mitgenommen. So gibt es heute leider immer weniger Orte auf der Welt, die noch ungeschützt sind vor der Zerstörung. Wir werden es nie verstehen, wie zerstörerisch viele Menschen mit der Natur, Denkmälern, Monumenten oder alten Bauwerken umgehen. Und spricht man sie darauf an, muss man glücklich sein, nicht eine Faust im Gesicht zu haben oder „Das geht dich einen Dreck an, verpiss‘ dich“ zu hören.
Wir fahren weiter Richtung Spanien. Die Autobahn ist immer noch voll, ganz Frankreich ist unterwegs. Irgendwie fahren sie wie die Verrückten. Die Sonne hat sich wieder verzogen. Aber uns wurde für Silvester und Neujahr voller Sonnenschein versprochen mit 20 Grad C. Nach gut 600 km erreichen wir an der spanischen Mittelmeerküste die kleine Stadt Tarragona. Zu unserer großen Überraschung haben wir ein nicht ganz kleines Hotel direkt am Strand gebucht. Von dort aus sehen wir ein gut erhaltenes römisches Amphitheater ebenfalls direkt am Strand. Nach gut zwei Stunden stellen wir fest, dass die Stadt mehr oder weniger auf römischen Grundfesten erbaut wurde. Es gibt hier auch eine traumhafte Kathedrale, die, wenn man sie umrundet, viel viel größer ist, als man denkt. So langsam gehen die Lichter an, und die alten Gassen strahlen bei den noch älteren Straßenlampen. Alles erinnert uns ein wenig an Lissabon. Nach diesem kleinen Stadtbummel durch das wunderschöne Tarragona, überall sind echt die Römer zu finden, essen wir in einem kleinen Restaurant zu Abend. Andrea ist sehr hungrig und deswegen begeben wir uns um 07.00 Uhr an den größten Platz von Tarragona und trinken erst mal einen ein schönes Glas spanischen Rotwein. Und dann geht es an die Tapas und für Matthias an das iberische Schwein. Dann geht’s in die Heia.

TARRAGONA & NERJA

Ein herrlicher warmer sonniger Tag beginnt in Tarragona. Kaum zu glauben. Nach einem tollen Frühstück brechen wir auf in Richtung Malaga, Noch 900 km. Wir machen aber noch einmal Zwischenstopp. Wo, mal sehen. Das Navi zeigt uns auf der Autobahn ständig Mautstellen an, aber es gibt keine. Offenbar alle abgebaut. Die Autobahn ist kaum befahren, ein erholsames Weiterkommen. Andrea ist vor 40 Jahren mit einem alten Golf und damaligen Freund nach Portugal gefahren. Mit Strassenkarten aus Papier und ohne Handy (gab es ja noch nicht so richtig) hatten sie Alles gefunden. Ja, ja, noch mit Zelt, Schlafsäcken und Campingstühlen unterwegs und die Campingplätze waren wunderschön, zumindest die meisten. Heute buchen wir B&Bs, Hotels und Restaurants über das Handy. Wir sind älter geworden und bequemer. Zumindest was das Übernachten betrifft. Aber wir können mit der Technik bestens mithalten. Wenn Andrea jetzt noch jemand fragt, was besser ist/war, dann antwortet sie, alles hat seine Zeit. Die Erinnerung bleibt. Und: „Weißt du noch damals ...“

Die Sonne verlässt uns nicht, 18 Grad C. warm.Viel gibt es heute nicht zu berichten, weil wir den ganzen Tag gefahren sind. Mit 120 km/h ein entspanntes Träumchen. Andrea wünscht sich, in Deutschland hätten wir auch ein Tempolimit. Nicht gleich aufschreien, ist ja nur ihr Traum. Wir fahren vorbei an endlosen Orangen- und Zitronenplantagen. Und an vielen Bäumen leuchtet es noch orange. Viele Orangen sind noch garnicht geerntet. Schade nur, dass alles eingezäunt ist. Wir haben noch die vielen Olivenbäume vergessen und die riesigen Gemüsefelder, direkt neben der Autobahn und bestimmt völlig unbelastet. Wir fahren an Benidorm vorbei. Das ist ein Badeort an der Ostküste Spaniens an der berühmten Costa Blanca. Diese gehört zur Region Valencia. Aus dem winzigen Fischerdorf der 1960er Jahre ist heute ein beliebtes Urlaubsziel am Mittelmeer geworden, das für sein Nachtleben bekannt ist. Entlang der zwei breiten Sandstrände Playa de Levante und Playa de Poniente befinden sich palmengesäumte Uferpromenaden, Bars und ganze Reihen von Hochhäusern. Diese Hochhäuser kann man gut von der Autobahn sehen, gewaltig und futuristisch, fast wie in Dubai. Wer möchte hier wohl Ferien machen in Benidorm?!

Riesengroße, große, mittelgroße und kleine Camper zieren die Autobahn und wir mit unserer roten Knutschkugel mittendrin. Sie kommen aus Italien, Belgien, Holland, Frankreich, Estland. Rote Knutschkugel, so hat ein Freund unser Auto getauft. Seitdem heißt unser Landrover so. Wir sind in Nerja gelandet. 13.000 Einwohner. Das Hotel liegt mitten in einer Fußgängerzone und der Parkplatz 500 m weg. Wir sind eine Stunde durch diese Stadt mit ihren engen Gassen und Einbahnstraßen gefahren. Andrea ist gefahren, Matthias versucht irgendwie durch zulosten. Sie total genervt und Matthias ganz ruhig und etwas orientierungslos. Wir fahren aus Versehen in eine der Fußgängerzonen hinein. Autoverbot, Schild übersehen. Mist. Ein Irrgarten. Schließlich fragen wir zwei afrikanische Strassenverkäufer. „ Das Hotel ist ganz in der Nähe, Ihr müsst laufen .....“ lautet die Auskunft. Der Parkplatz ist tatsächlich nur eine Straße weiter. Wir laufen mit unserem Gepäck. Das Einchecken dauert 20 min., der Rezeptionist ist neu. Was für ein Tag ! Jetzt haben wir den letzten Platz in einer Pizzeria ergattert, Pizza 4 €. Wir wollten eigentlich in ein Fischrestaurant (Empfehlung von unserem Gastgeber morgen), ausgebucht bis Mittwoch. Und an der Pizzeria mit ihren Plastikstühlen stehen die Leute Schlange und warten auf einen Platz. Es ist jetzt 21.00 Uhr. Wir warten 45 min. auf unser Essen, nachdem wir 2 x bestellt haben. Der Kellner hatte die Bestellung vergessen. Essen war ganz okay. Die reinste Völkerwanderung. Mit Vielem haben wir gerechnet, nicht damit. Ein Absacker im Hotel beruhigt die Gemüter.

FRIGILIANA

Um 07.00 Uhr stehen wir auf, draußen ist es stockdunkel. Um 07.45 Uhr ist die Sonne immer noch nicht aufgegangen. Gestern, 900 km nordwärts, ging sie um diese Uhrzeit auf. Hier eine ganze Stunde später. Kann das jemand erklären? Wir fahren nach Frigiliana. Es liegt in über 435 m Höhe und gehört zu den Orten der Provinz Málaga, in denen die ursprüngliche maurische Struktur des alten Ortskerns noch am besten erhalten ist. Hier findet man noch die typischen engen und mit Blumen und Verzierungen geschmückten Gassen und weißen Häuser, für welche die Region bekannt ist. Per Gemeindegesetz sind die Bewohner verpflichtet, ihre Häuser regelmäßig zu kalken. Frigiliana erhielt mehrfach die Auszeichnung „Schönstes Dorf von Andalusien“. Die sehr gut erhaltene Altstadt (casco histórico), mit zahlreichen Brunnen, Denkmälern, Kirchen, kleinen Cafés, Bars und Restaurants, lädt spanische und ausländische Touristen ganzjährig zu einem ausgiebigen Bummel durch die engen Gassen ein. Heute ist das Bergdorf bei sommerlichen Temperaturen bei Urlaubern wegen seiner frischen Luft, den angenehmen Durchschnittstemperaturen um die 18 Grad C. und den knapp 3.000 Sonnenstunden im Jahr sowie wegen der ländlichen Ruhe und geringen Entfernung zur Küste ein außerordentlich beliebtes Ausflugsziel.

BENALMADENA

Wir sind nun in Benalmádena angekommen und wurden total herzlich von Rainer und Manulito (Manuel) empfangen. Matthias und Rainer haben sich vor 25 Jahren das letzte Mal gesehen. Beide waren Arbeitskollegen in der GZS/Eurocard in Frankfurt. Und hatten nun in kurzer Zeit die vergangenen Jahre aufgeholt.  Jetzt sitzen wir in einem TUI Hotel mit Blick auf den Strand bei 20 Grad in der Sonne. Um 18.00 Uhr werden wir abgeholt, um mit Rainer, Manulito und Freunden das neue Jahr gemeinsam Willkommen zu heißen. Nach einer fantastischen Silvesterfeier und einem privaten Feuerwerk bei den Beiden zusammen mit vielen netten Freunden aus Spanien, Frankreich und Deutschland wachen wir heute Morgen um 09:30 Uhr in unserem sehr angenehmen Hotel am Strand auf. Andrea hat Geburtstag. Gestern Nacht nach den ersten 10 min. im neuen Jahr hat sie von unseren Gastgebern eine unglaubliche Torte geschenkt bekommen. Klein und rund und mit viel Buttercreme und Schokolade liebevoll hergestellt, erstrahlen tatsächlich 10 von Andrea's Fotos von ihrer Webseite in Farbe auf den Tortenwänden und oben drauf. Unfassbar. Wir rätseln noch heute, wie man Fotos auf hauchdünne weiße Schokolade (oder Reispapier) auftragen kann. Sie sahen total echt aus. Andrea hatte Tränen in den Augen. War das eine Überraschung!

Nachdem wir am gestrigen Abend und in der Nacht eigentlich nur gegessen und getrunken hatten, fiel das Frühstück im Hotel heute sehr mager aus. Ein wenig Joghurt und zwei starke Kaffee plus Orangensaft und den Rest der Torte haben uns absolut gereicht. Vom Frühstück zurück hat uns die Sonne Andalusiens und ein strahlend blauer Himmel über dem Mittelmeer begrüßt. Wir beschlossen, dem wirklich traumhaften Hafen von Benalmadena einen Besuch abzustatten. Mit T-Shirt und Jeans bekleidet haben wir das dann auch getan. Es ist allerdings so warm draußen, dass wir beschließen nach unserer Rückkehr ins Hotel kurze Hosen anzuziehen. Das war eine super Entscheidung. Gegen Mittag holen uns dann Manu und Rainer mit ihrem Auto ab, um uns ein wenig die Stadt zu zeigen. Es gibt hier kleine Stadtteile, die von den Einwohnern liebevoll Dörfer genannt werden. In eines fahren wir, es liegt an einem großen Berghang und sieht wie eines der typischen weißen andalusischen Dörfer aus. Romantisch, viele Blumen und Pflanzen und noch mehr Restaurants. Wir besuchen noch ein sehr nettes Ehepaar aus Düsseldorf, das wir gestern Abend kennen gelernt haben, in ihrem traumhaft gelegenen Apartment, ganz weit oben über der Stadt. Zum Abschluss noch ein riesiger schneeweißer Buddha-Tempel mit goldener Spitze, den wir aber nicht von Näherem ansehen konnten, er war geschlossen heute. Es ist immer noch unglaublich warm draußen, die Sonne scheint, der blaue Himmel ist auch noch da, das Meer ist sehr ruhig und wir sitzen zum Abschluss auf unserem Hotelbalkon. Unten am Strand liegen die Engländer, deren Haut heute Morgen noch Käseweiss war und jetzt am Spätnachmittag in einem dunklen Rot leuchten.  Zum Sonnenuntergang werden wir dann noch ein wunderschönes Dinner in einem uns noch unbekannten Restaurant am Strand einnehmen. Wir freuen uns - hungrig wie wir zwischenzeitlich wieder sind - sehr darauf. Welch zwei perfekte Tage hier in Benalmadena!

Wir stehen um 08.00 Uhr auf. Es war nötig, etwas länger zu schlafen. Frühstück, Gepäck verstauen. Motor starten. Jetzt leuchtet wieder die rote Anzeige auf, das etwas in der Elektronik nicht stimmt. Und suchen einen Bosch Car Service und machen einen Termin für morgen um 11.00 Uhr aus. Wir haben beschlossen, die rote Knutschkugel gegen eine andere auszutauschen - wenn wir wieder zuhause sind. Zuviel Fehler an der Kiste.

DER CAMINITO DEL REY

Fahrt ca. 70 km nach El Chorro, mitten in den Bergen. Es ist deutlich kühler, aber die Sonne scheint. Wir wollen den Caminito del Rey gehen. Sicher sind wir uns beide nicht, ob das klappt. Höhenangst haben wir beide etwas. Wir werden es bald feststellen. Noch einen frisch gepressten Orangensaft und dann fahren wir mit dem Bus an den Ausgangspunkt der Wanderung. Toiletten gibt’s nicht unterwegs. Wir bekommen blaue Sturzhelme verpasst, heißt, wir gehören keiner Gruppe an. Die Gruppen haben alle graue. Dann laufen wir los. Dieser fast 8 km lange Pfad in der Nähe von Malaga galt einst als einer der gefährlichsten Wege der Welt. Heute ist er komplett saniert, und obwohl er sicherer geworden ist, hat sich eines nicht verändert: Das einzigartige Erlebnis, auf Stegen zu wandern, die in über Schluchten gebaut sind. Die Aussichten sind unvergesslich.

In fast 100 m Höhe oben an der Schlucht gelegen, in der der Guadalhorce-Fluss entlang läuft, befindet sich der schwindelerregende Pfad - wie an die hohen Felsen "geklebt". Er war früher ein kleiner Versorgungsweg, der rechtsseitig an der Schlucht Desfiladero de los Gaitanes verläuft. Und verband früher das kleine Stauwehr des Gaitanejo mit dem Wasserwerk des Wasserfalls von El Chorro. Dieser Weg wurde Anfang des 20. Jhd. zum Zwecke einer bestimmten Funktion gebaut und wurde schnell und umfassend von den Bewohnern von Chorro genutzt. 1921 durch König Alfons XIII. nach dem Bau des Stausees El Chorro eingeweiht und später Conde de Guadalhorce genannt, wurde er zu Fuß, von Reitern und mit dem Fahrrad von „den Kindern auf ihrem Weg zur Schule, von den Frauen auf ihrem Weg zum Lebensmittelladen und von den Männern auf ihrem Weg zur Taverne“ genutzt. Der Caminito del Rey verläuft auf nahezu unmögliche Weise durch ein Naturschutzgebiet oberhalb eines eindrucksvollen Cañons, der durch den Fluss gebildet wurde und sich seinen Weg durch den Kalkstein und das Dolomitgestein gebahnt hat. Der Weg ist insgesamt 3,7 km lang, erreicht Höhen von bis zu 300 m. Die Route des Caminito ist von Anfang bis Ende spektakulär, da sie zwischen Schluchten, Canyons und einem großen Tal verläuft. Die Felswände der Schlucht sind bis zu 700 m tief. Dieses Gebiet beherbergt auch eine große Anzahl von Pflanzen- und Tierarten: Mit etwas Glück kann man Bergvögel wie Schmutzgeier, Gänsegeier und Steinadler oder Wildschweine und Bergziegen sehen.

Insgesamt sind wir heute 11,54 km gelaufen. Das Hotel Complejo Turistico La Garganta liegt am Berg am südlichen Eingang des Caminito (für uns Ausgang) mit einer schönen Terrasse, das Zimmer geht über zwei Stockwerke. Noch ein schönes Dinner und dann ab ins Bettchen. Matthias hat im letzten Hotel seine Zahnbürste vergessen. Jetzt muss er meine elektrische Zahnbürste nehmen, die spritzt aber, meint er. Naja, nach so vielen Jahren zusammen kann man auch mal die Zahnbürste teilen.

Wir frühstücken um 08.00 Uhr, packen und fahren durch die Berge 70 km zurück nach Torremolinos, um unsere Knutschkugel wieder fit zu bekommen. Die Werkstatt weiß nicht, wie lange es dauert. Gelegenheit für uns, die lange Strandpromenade entlang zu laufen. Wir finden auch eine neue Zahnbürste. Viele Engländer und Holländer, die meisten zwischen 70 und 90 Jahren, sitzen in den Bars und genießen in der warmen Sonne ihr Bier. Es ist 11.00 Uhr und die krebsroten Beine leuchten in der Sonne. Fantastische Anblicke. Andrea quälen Sandfly-Stiche an den Beinen, gestochen durch die lange Hose. Und der Erkältungsvirus, er hat heißt jetzt „el Grippolito“ fühlt sich sehr wohl bei ihr. Um 12.30 Uhr sind wir wieder bei der Werkstatt. Der elektronische Fehler wurde behoben. Diagnose: "Guten Morgen, ich bin Carlos von Bosch Car Service Autotronic, Torremolinos. Das Problem Ihres Fahrzeugs ist uns bereits bei anderen ausländischen Autos passiert. Das Problem liegt darin, dass der Unterschied zwischen Luftdruck und Umgebungstemperatur in Spanien unterschiedlich ist und daher dieser Fehler erkannt wird. Das Einzige, was wir tun können, ist, ihn zurückzusetzen. Es ist nichts Ernstes, wenn Sie in Spanien bleiben und dort leben möchten, wäre eine Neuprogrammierung erforderlich." Doch das nervige Klappern ist immer noch nicht weg. Zwei der drei Hebebühnen sind kaputt und die Autos stapeln sich in dem kleinen Hof. Wir warten jetzt auf die einzige Hebebühne, doch gleich ist Mittagspause. Wohl doch keine Mittagspause. Um 13.30 Uhr ist unser Auto auf der Hebebühne. Die Mitarbeiter machen Mittagspause. Der Chef persönlich findet den Fehler. An einer Seite ist das Auspuffblech abgerissen und wird mit einer Klemme fixiert. Das Auto ist echt verrostet unten und das nach 5 Jahren. Salz und Schnee haben dazu geführt, sagt der Chef. Die Knutschkugel wird verkauft. Keinen Engländer mehr! Das Klappern ist weg, es leuchtet nix mehr und wir fahren endlich Richtung Costa de la Luz. Heute ist es windstill und 25 Grad C. warm. Für diese Temperaturen sorgen die Winde.

WINDE AN DER COSTA DE LA LUZ & COSTA DEL SOL

Die unterschiedlichen Arten von Wind, wie der Levante und der Poniente, sind bezeichnend für das Wetter:

Der Levante entsteht zwischen der spanischen Ostküste, die auch als ‘Levante’ bezeichnet wird, und der Küste von Nordafrika. Dieser warme Wind, der das ganze Jahr über in unregelmäßigen Abständen auftritt, am häufigsten jedoch in der Zeit von Mai bis Oktober, kommt von Osten her und weht in westlicher Richtung. Die höchsten Windgeschwindigkeiten erreicht der Levante in der Straße von Gibraltar, aufgrund der Begrenzung im Norden durch die Sierra Nevada und im Süden durch den Atlas. Der Wind wird förmlich durch diese Meerenge ‘gepresst’, bevor sich seine Energie auf dem Atlantik wieder verteilen kann. Nicht umsonst ist das Gebiet zwischen Tarifa und Cádiz bei Surfern seit jeher sehr beliebt.

Aus westlicher Richtung kommend bildet der Poniente, der an der südspanischen und der nordmarokkanischen Küste weht, praktisch das Gegenstück zum Levante. Da seine Luftmassen vom Atlantik her kommen, ist der Poniente kühler als der Levante. Er weht zwischen der Sierra Nevada und dem Atlasgebirge in das Mittelmeer hinein und wird an der Ostküste Spaniens wärmer empfunden als an der Westküste, da er sich beim Überqueren der iberischen Halbinsel durch den Kontakt mit den Landmassen aufheizt. Im Hinblick auf die Windstärke bläst der Poniente in der Regel weniger stark als der Levante. In manchen Jahren ist der Poniente fast das ganze Jahr über recht aktiv und wird lediglich von Juni bis August ab und zu vom Levante abgelöst. In anderen Jahren wiederum ist eher der Levante dominierend.

Der Terral ist ein Nordwind mit Föhneinfluss. Dieser heiße Wind weht aus dem Landesinneren an die Küste von Málaga. Trifft er dann auf die hohe Luftfeuchtigkeit der Costa del Sol, steigen die Temperaturen hier spürbar an. Der Terral rührt vom “Einbruch eines Poniente-Windes in ganz Spanien” her, der nach dem Weg über die Halbinsel hitzegeladen in Málaga ankommt. Tatsächlich wird damit gerechnet, dass die Temperatur auf dem Weg von Antequera bis nach Málaga alle hundert Meter um ein Grad steigt. Er ist vergleichbar mit der heißen Luft eines riesigen Haarföhns. Dieses Phänomen, das in Málaga im Hochsommer gerne auftritt, ist jedoch meist von kurzer Dauer. Mit etwas Glück kann es schon nach einem Tag wieder vorbei sein. "Es ist ein seltener Wind, der nicht lange anhält. Da er vom Land und nicht vom Meer her kommt wärmt uns der Terral, zumindest im Sommer”. Denn während der Terral im Sommer ein Synonym für Wärme ist, ist im Winter genau das Gegenteil der Fall. Da es sich um einen Wind handelt, der aus dem Landesinneren kommt, trägt er im Winter die Kälte mit sich und senkt die Temperaturen in der Hauptstadt.

Die Küste entlang und bis weit von ihr entfernt gibt es Ferienwohnungen und Eigentumswohnungen und überall ragen Baukräne in den blauen Himmel. Und die Käufer kommen größtenteils aus Holland und Grossbritannien. Was wir glauben, denn spanisch hört man an den Küsten nicht. Der Chef der Autowerkstatt erzählte uns, dass die Preise für Wohneigentum in den letzten drei Jahren um mehr als 100 % gestiegen sind. Und ein Automechaniker verdient im Schnitt monatlich 1.500 € brutto. Weit hinter Marbella ist nur noch die Küste entlang zugebaut, die hohen Hotelburgen fehlen. Wir fahren in Richtung Vejer de la Frontera, wo wir auch übernachten werden. Es geht ins Landesinnere und die Landschaft in eine grüne und braune liebliche Hügellandschaft. Riesige Haciendas mit Rinderherden. Krass. Vejer de la Frontera ist ein kleines weißes und hübsches Dorf. Und natürlich geht es wieder bergauf und bergab. Der Parkplatz liegt nur ein wenig weg vom Hotel!

VEJER DE LA FRONTERA

Die letzte Nacht haben wir in einem marokkanischen Stil erbauten Hotel mitten in der auf einem Berg gelegenen Altstadt von Vejer de la Frontera übernachtet. Es ist echt süß, total verwinkelt, für Menschen über 1,70 m Größe allerdings etwas mühsam, denn manche Tür ist offensichtlich für spanische Liliputaner gebaut worden. Es ist wieder mal dunkel, als wir aufstehen. Andrea wurde mehrere Stunden von wohl mehreren Moskitos gepiesackt, aber sie hat es überlebt. Nach dem schönen Frühstück geht Matthias dann auf Wanderung, um seinen mehrere Etagen des Dorfes tiefer abgestellten Wagen zu holen. Dummerweise hat es die Nacht über geregnet, so dass das schöne Kopfsteinpflaster pitschnass ist. Er kommt sich vor wie auf einer Eisbahn und hält sich wie ein 120-jähriger an irgendwelchen Eisenstangen und Geländern fest, um nicht auszurutschen. Schließlich hat er es doch geschafft und holt Andrea dann mit dem Gepäck zusammen am Hotel ab.

Wir fahren anschließend um das gesamte Dorf noch einmal herum, weil es so schön ist, um uralte Mühlen anzuschauen bzw. zu fotografieren. Die Dinger sind allerdings so alt, dass das Windrad aus Holz, besser gesagt die Windräder völlig zerfallen waren. Trotzdem ist es aus fotografischer Sicht ein nicht ganz schlechter Anblick. Nach den Molinos de Viento (so nennt man in Spanisch die Windmühlen) verbringen wir dann 8 km damit, an die Mittelmeerküste zu fahren. An diesem Küstenabschnitt liegen kleine romantische Dörfer und Strände, die uns Rainer und Manu empfohlen hatten, zu besuchen. El Grippolito, seit mehreren Wochen Andrea's ständiger Begleiter, will einfach nicht gehen. Sie hat ihm schon Strafe angedroht, aber er ist hartnäckig. Wir kaufen daher in der Apotheke noch ein starkes Mittel, was ihn jetzt hoffentlich vertreiben wird. Der Regen hat sich verzogen, und die Sonne kommt heraus, der blaue Himmel ist auch wieder zu sehen. Wir haben Glück, denn die Wellen sind gar nicht so niedrig und leuchten im Sonnenlicht. Dunkelgrün bis blau mit toller weisser Gischt. Andrea lässt zum ersten Mal während der Reise ihre kleine Drohne aufsteigen und macht wunderschöne Aufnahmen von hoch oben. Die Strände Spaniens sind echt mega schön. Tagelang könnte man barfuß am Strand spazieren ohne anzukommen. Natürlich kommt man irgendwo an, klingt aber so doch viel abenteuerlicher. Hinter den Dünen oder den kleinen Bars und Fressbuden, den Chiringuitos, gibt es viele, viele, ganz viele Parkplätze. Wir möchten nicht wissen, was im Sommer hier überall los ist. Da tanzt der Bär.

Wir stellen fest, dass ab hier die Betonbauten stark abgenommen haben, eigentlich sind sie gar nicht mehr vorhanden. Insoweit ist der Tipp, hier entlang zu fahren, ein sehr guter sogar und wir genießen die Atmosphäre hier an der Küste sehr. Die Hotelhochburgen, heute zum Teil Ruinen oder nicht fertig gebaut, sind sogar von der Autobahn sichtbar. Die Bausünden der 80er und 90er Jahre lassen sich nicht einfach ausradieren wie eine Bleistiftzeichnung. Und so stellen sie ein nachhaltiges Mahnmal da, dies nicht noch mal hier oder ein anderer Stelle zu wiederholen. Die Natur, das Meer, die Landschaften sollten doch besser in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Wir sind gespannt, ob sich das Ganze an der Algarve in Portugal wiederholt, oder ob es dort doch ein wenig angenehmer ist.

DAS SALZ

Wir kommen auf der Autobahn an vielen flachen Wasserpools vorbei. Beigefarbene Berge von Sand türmen sich auf. Wie sich herausstellt, ist das kein Sand, sondern Salz. Aus heutiger Sicht mag es uns seltsam erscheinen, aber das Wort „Salär“ kommt von „Salz“, da es das Gehalt bezeichnete, mit dem Soldaten und Arbeiter einst bezahlt wurden. Dies gibt uns eine Vorstellung von dem Wert, den das Salz in der Antike besaß. Salz ist ein ausgezeichnetes Naturprodukt mit einer langen Tradition in der Provinz Cádiz. In Chiclana befinden sich mitten in einem Naturpark, umgeben von Teichen und Vögeln, die Salinen Santa María de Jesús. Das alte Salzhaus La Tapa in El Puerto ist eines der besten Beispiele eines Erbes, das menschliche Aktivität, Natur und Kultur miteinander vereint. Die traditionellen Salinen in der Bucht von Cadiz erstreckten sich einst über eine Fläche von 5.000 Hektar und machten dieses Gebiet verdienterweise berühmt. Bis vor kurzem noch ließen sich bei gutem Wetter am Horizont Hunderte von Salzbergen ausmachen, einer nach dem anderen, und auch heute noch wird das Salz auf diese Weise gelagert. Bereits seit der Antike wird, begünstigt durch die Eigenschaften des Geländes und sein Klima, diese Art der wirtschaftlichen und kulturellen Nutzung in der Region betrieben. In schlammigen Ebenen und Überschwemmungs-sümpfen, die leicht von Menschenhand geformt werden können, herrschen die günstigsten Wetterbedingungen für diese Art der Salzproduktion. Die große Anzahl an Sonnenstunden pro Jahr, die milden Temperaturen, die mäßigen Niederschläge und der warme Ostwind, der in den Sommermonaten das Land austrocknet und damit zur Verdunstung des Wassers und der anschließenden Kristallisation des Salzes führt, sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Salzgewinnung. Das gesamte System von Wasserströmen, Sümpfen und Kanälen in der Bucht ermöglicht das Entstehen von Salinen entlang zweier Hauptachsen: dem Fluss San Pedro und dem Kanal Sancti Petri.

Wir erreichen Sevilla. Offensichtlich eine riesige Stadt mit einem sehr großen Hafen. Hier müssen wir wohl oder übel durch und auf einer Art Stadtautobahn fahren. Und wie es nicht anders zu erwarten war, stehen wir mitten in einem wunderschönen Stau. Die Spuren verengen sich von fünf auf zwei. Und es ist wieder mal ein Erlebnis, viele viele Autos in aller Ruhe und in großer Nähe betrachten zu können. und wider Erwarten leuchtet unser kleines Licht im Armaturenbrett erneut auf. Die so genannte Reparatur hat also ganze 36 Stunden angehalten. Wir lassen jetzt das Ding leuchten, bis wir wieder zu Hause sind. Und dann geht es stande pede an den Verkauf dieser roten Knutschkugel. Also das Nadelöhr um Sevilla hat was. Die Spanier mit ihren kleinen Hutschelkisten, die meisten haben überall Dellen, fahren wie die gesengten Säue. Vor allem wenn es ums Einfädeln in eine andere Spur geht. Die fahren so dicht auf und kreuz und quer, dass die Alternative sie reinzulassen, die beste Wahl ist.
Vorbei an Olivenbäumen, Orangenbäumen und riesigen Oleanderbüschen im Mittelstreifen der Autobahn erreichen wir gegen 17.00 Uhr die portugiesische Grenze. Seit Nachmittag hängen die grauen Wolken tief und es sieht schwer nach Regen aus. Der Himmel kann ja auch nicht immer tiefblau sein. Die Temperatur hält bei konstanten 18 Grad C. Plötzlich regnet es aus großen Bottichen. Na toll. Die Uhr springt um eine Stunde zurück. Von 18.00 auf 17.00 Uhr. Genial, jetzt müssen wir uns nicht mehr hetzen, um einen Sonnenuntergang zu fotografieren. Jetzt sind wir eine Stunde früher im Hotel in Tavira. Und da Petrus mein Kumpel ist, scheint die Sonne.

TAVIRA

Guten Morgen! Der Morgentau hängt noch im Gras, am Horizont kündigt sich ein sonniger Tag an. Wir stehen um 07.00 Uhr auf, duschen und frühstücken. Die Sonne geht um 07.45 Uhr auf und so gut wie keine Wolke am Himmel. Das Leid eines Timelapse-Fotografen. Wenn keine Wolken ziehen, ist ein Zeitraffer uninteressant. Egal, es ist ein wunderschöner Morgen. Es sind 8 Grad C. und ein kühler Wind weht. Wir gehen jetzt mal durch Tavira. Es ist still und keine Touristen weit und breit und wunderbares Licht. Wir setzen uns auf eine Bank in einem Kirchenvorplatz und sind im 5. Himmel. Bis uns echt lautes Glockenläuten von der Bank reißt. Eine Freundin schrieb uns gestern: Das Abenteuer beginnt wenn die Pläne enden. Wie wahr. Es ist 10.25 Uhr und die Sonne ist so warm, dass die Jacken im Rucksack verschwinden. Das Blau des Himmels ist so unverschämt blau, dass wir diese Farbe in der Nachbearbeitung abtönen müssen, damit die Fotos glaubhafter sind. Langsam sind auch ein paar Touristen unterwegs. Man glaubt es kaum, Engländer und Holländer.

Tavira ist alt, richtig alt. Es gibt Hinweise auf eine griechische Kolonie im 4. Jhd. v. Chr. Auch die Phönizier und Karthager waren hier, die Römer sowieso und 711 wurde Tavira von den Mauren erobert. Die Stadt hat in der Vergangenheit einige Wandel erlebt und Einschnitte verkraften müssen. So wütete 1645 die Pest, ein ganzes Jahr lang. 1755 verwüstete das große Erdbeben die Stadt, auch das Castelo wurde dabei zerstört. Tavira war einst eine bedeutende Fischerstadt – doch die Thunfischschwärme machten sich ab 1920 rar, und auch die Sardinen verschwanden aufgrund von Überfischung. Viele Gebäude aus vergangen Epochen sind erhalten geblieben, und wurden dem Tourismus zuteil. Heute finden sich hier Hotels, Cafés und Bars mit ganz besonderem Ambiente. Das Herz von Tavira und somit der zentrale Punkt des Stadtlebens bilden der Jardim do Coreto (Jardim=Garten) mit dem angrenzenden Praça da República am Rio Gilão (Praça = Platz). Die siebenbogige Ponte Romana (Ponte = Brücke) aus 1655 verbindet die Stadthälften miteinander.

Das Glas frischgepresster Orangensaft ist hier doppelt so groß (in Spanien 0,2 l) zum selben Preis, 4 €. Es ist kein Wunder, dass so viele Engländer hier sind. Der Brexit ist Schrott und sie profitieren von den günstigen Preisen Spaniens und Portugals. Langsam fallen die Schals und Daunenjacken, um die warme Sonne auf die blasse Haut zu lassen. Die Stadt ist erwacht. Jetzt gehts ans Meer. Der Strand Barril befindet sich auf der Ilha de Tavira, ungefähr auf der Hälfte der zehn Kilometer langen Meeresküste. Dieser Bereich ist der einzige auf der Insel, der mit dem Festland über eine Fußgängerbrücke verbunden ist. Die Brücke befindet sich am Rande des Dorfes Pedras del Rei. Von dort sind es 1,3 km bis zum Strand. Alternativ kann man die Strecke mit einem Mini-Zug zurücklegen, der ursprünglich Versorgungsgüter zwischen Pedras del Rei und Barril transportierte.

THUNFISCHFANG AN DER ALGARVE

Der Praia do Barril ist ein schöner Strand an der östlichen Algarve und ein ideales Ausflugsziel bei einem Urlaub in Tavira. Der Strand bietet nicht nur unberührten weißen Sand und kristallklares Wasser, sondern auch Einblick in das Fischererbe der Region. Einst befand sich hier eine kleine Fischergemeinde, die sich auf den Thunfischfang spezialisiert hatte. Die Überreste dieses einstigen Industriezweiges wurden in touristische Einrichtungen umgewandelt. Die auffälligste Sehenswürdigkeit an der Praia do Barril ist der Cemitério das Âncoras (Ankerfriedhof). Das rostende Denkmal erinnert an die einstige Fischergemeinde. Auf den Sandbänken, auf denen die Fischer einst ihre Boote zogen, liegen nun Hunderte Anker. Das wollen wir natürlich auch sehen. Wir bezahlen 8 € für das süße Bähnchen, hin und zurück. Nicht, dass wir nicht gelaufen wären, aber diese kleine Eisenbahn hat uns verzaubert.

Der Thunfischfang in der Algarve hat eine über 2.000-jährige Tradition. Das dunkelrote Fleisch wurde bereits unter römischer Herrschaft zur teuer bezahlten Delikatesse und zum Exportschlager erhoben. Die maritime Bindung zum Thunfisch verdankt Tavira einer Laune der Natur. In den Sanddünen der Praia do Barril befindet sich dieser Cemitério. Er ist ein ständiges Mahnmal an die nahezu vollständige Ausrottung des Roten Thun an der Algarve sowie den Verlust traditioneller Fischereimethoden und der Fischergemeinde. 1964 wurden 203 rostende Anker im Sand platziert. Zu dieser Zeit wurde die Fischergemeinde in Barril aufgegeben. Die Menschen konnten ihren Lebensunterhalt nicht mehr mit dem Fang von Thunfisch decken. Die hohe Anzahl an Ankern steht nicht für die Größe der damaligen Flotte, sondern vielmehr für die Komplexität der Netze, die zum Fangen notwendig war. Die traditionellen Fangmethoden waren nachhaltig. Die Fischer schufen ein Labyrinth aus Netzen, in dem sich die ausgewachsenen Fische verfingen. In Barril lebten in der Saison von Mai bis September 80 Fischer und ihre Familien vom Thunfischfang. Doch mit den Aufkommen des industriellen Fischfangs schrumpfte die Thunfischpopulation dramatisch (ein Rückgang um 72 Prozent im östlichen Atlantik in nur 40 Jahren). Weniger invasive Methoden rentierten sich nicht mehr. Heute leben im Meer vor der Algarve kaum noch Rote Thunfische. Die Fischerhütten wurden umfunktioniert und dienen nun dem hauptsächlichen Wirtschaftszweig der Region: dem Tourismus.

Nach dem Besuch des Anker-Friedhofs setzen wir uns natürlich ganz gemütlich in die Sonne in eine Beachbar. Wir futtern überaus leckere Tocadas mit - wie sollte es auch anders sein - Thunfischpaste und dünne Thunfischscheiben. Dazu gibt es zwei hypergesunde Avocado Drinks. Sehr zufrieden und glücklich kehren wir mit dem Eisenbähnchen wieder auf das Festland zurück. Wir verlassen Tavira und fahren ins 25 km entfernte Faro. Am Spätnachmittag checken wir in ein kleines süsses Hotel ein. Enge Gasse und Parkplätze Mangelware.

FARO

Am nächsten Tag. Wir laufen wir durch die kleine Altstadt von Faro. Überall hängen noch die Weihnachtsdekoration und Weihnachtslichter. Die Altstadt ist mini und bietet nicht so viel wie erwartet. Aber dafür diese besondere, etwas makabere Kapelle: Die Capela Dos Ossos. Hunderte von Knochen und über 1.200 Schädel einst verstorbener Karmelitermönche waren das Baumaterial für die ca. 24 qm große, im Jahr 1816 geweihte Knochenkapelle Capela dos Ossos im Klostergarten der Barockkarmeliterkirche Nossa Senhora do Carmo im Zentrum von Faro. Anscheinend hat man die Knochen, die früher auf einem Friedhof rund um die Kirche begraben lagen, gegen 1816 erst ausgraben müssen, um damit dann anschließend die Kapelle zu schmücken. Über dem Eingang ist ein Hinweisschild angebracht, das die Besucher daran erinnern soll, dass alles vergänglich ist. Auch wir, als Besucher der kleinen Kirche, sollen beim Betrachten der Schädel daran denken, dass auch wir irgendwann nur noch Knochen sein werden. Ist das nun makaber oder nicht? Wenn man bedenkt, mit welcher Ehrfurcht und Andacht die Mönche an dieser Dekoration gebastelt haben, ist es überhaupt nicht mehr erschreckend. Eigentlich bewundernswert, sich noch über den Tod hinaus, Gott und seinem Glauben zu widmen. Wir finden eine kleine Tapas-Bar und gönnen uns gemeinsam 3 davon (sie sind echt sehr groß!!) und was noch? Stimmt, eine Flasche Rotwein. Zurück im Hotel wollen wir noch einen Schlaftrunk nehmen und landen bei der Geschichte des Portweins, die uns ein Hotelangestellter erzählt:

Der um das Jahr 1700 entstandene Portwein, auch bekannt als Port, ist eine Spezialität Portugals. PORTwein aus PORTugal klingt plausibel, aber hat der Likörwein daher auch seinen Namen? Indirekt, denn diesen verdankt er der portugiesischen Hafenstadt Porto. Von hier wurde der Likör nach seiner Produktion, Reifung und Lagerung zum internationalen Vertrieb verschifft, wodurch der Wein in ganz Europa bekannt wurde. Der Begriff Portwein ist in ganz Europa geschützt: Nur Weine, die aus dem nordportugiesischen Douro-Tal stammenden Trauben hergestellt werden, bekommen das offizielle Siegel und dürfen demnach als Portwein bezeichnet werden. Der Ursprung für die Entstehung von Portwein-Likör liegt im Versuch, den Wein für den Export langlebiger zu machen. Um das zu erreichen, wurde der Wein in einem frühen Gärstadium mit Alkohol angereichert, um die Gärung zu unterbrechen. Aus diesem Grund ist der Portwein Alkoholgehalt auch sehr hoch.

DER PORTWEIN

Bei der Herstellung von Portwein geht es vor allem um eins: Schnelligkeit. Bereits 24 Stunden nach der Lese werden den Trauben so viele Farbstoffe und Tannine wie möglich entzogen. Früher wurde dies durch stundelanges Stampfen auf den Trauben erreicht. Inzwischen verwenden die meisten Winzer Maschinen, mit einer Ausnahme: der Herstellung von Spitzenweinen. Sobald die gepressten Trauben durch die natürliche Gärung einen Alkoholgehalt von 6 - 9 % erreicht haben, wird im Herstellungsprozess Traubenbranntwein hinzugefügt. Der Grund: Da der Branntwein einen Alkoholgehalt von 77 % besitzt, wird die Hefe im Wein getötet und der Gärprozess gestoppt. Dieser Vorgang wird auch als Vinierung bezeichnet. Das Endprodukt: ein Wein mit sehr hohem Restzuckergehalt.

Warum ist der Portwein eigentlich so süß? Wegen der frühzeitigen Zugabe von Alkohol wird die Hefe im Most getötet. Da die Hefe fehlt, wird der Zucker, der zum Gärprozess benötigt wird, nicht verbraucht. Somit hat guter Portwein nicht nur einen hohen Alkoholgehalt (ca. 20%), sondern auch einen hohen Restzuckeranteil und damit auch einen süßen Geschmack. Dabei gilt: Je früher der Gärprozess gestoppt wird, desto süßer schmeckt der Wein und desto geringer ist sein Alkoholgehalt.

Es gibt vier Arten von Portwein:

1. Portwein Ruby - der Klassiker unter den Portweinen:
Merkmal: die rubinrote Farbe des Weines – daher stammt auch der Name
Reifezeit: 3 Jahre im Fass
Geschmack: sehr fruchtig, Noten von roten und schwarzen Johannisbeeren
Preis: ca. 10 €
Wozu passt Ruby Port? Würziger Käse, süße Desserts.
Tipp: Nach dem Öffnen schnell leertrinken, da er sonst an Geschmack verliert.

2. Weisser Portwein – der halbtrockene Portwein:
Merkmal: dezente Süße, weißer, heller Portwein
Reifezeit: unterschiedlich je Sorte
Preis: 20 €
Geschmack: holzig, exotische Früchte
Wozu passt White Port? Salat, Früchte, Kuchen.
 
3. Twany Portwein – der reife Portwein:
Merkmal: Der Name verrät die Farbe des Weins, Twany= helles Blond.
Reifezeit: Unterschiedlich je Sorte, je länger der Wein reift, desto intensiver wird er im Geschmack.
Preis: 10 - 20 €
Geschmack: holzig, exotische Früchte.
Wozu passt Vintage Port? Eis, Fleischgerichte.

4. Vintage Portwein – der Spitzenwein:
Reifezeit: bis zu 50 Jahre Flaschenreifung
Preis: obere Preisklasse
Geschmack: trocken, nussig
Wozu passt Vintage Port? Würziger Käse, deftige Saucen.

Grundregel zu den Portwein Qualitätsstufen: Je länger der Portwein reift, desto hochwertiger und teurer ist er. Die Stadt bietet alles für einen schönen Algarve-Urlaub. Kultur, Strände, Nachtleben und eine wunderschöne Natur in direkter Umgebung. Was man in Faro unbedingt machen sollte: Einen Strandtag am Praia de Faro erleben, durch die schmucke Altstadt schlendern und einen Ausflug in den Naturpark Ria Formosa unternehmen. Haben wir auch gemacht, die Begeisterung hält sich dennoch in Grenzen.

Nach dem Frühstück laufen wir zum Mercado Municipal, den man auf jeden Fall nicht verpassen darf, sagen Reiseblogger. Aber wir müssen feststellen, der Besuch hat sich nicht gelohnt. Wir haben schon schönere, viel schönere Märkte gesehen. Wir machen uns gerne ein eigenes Bild und was geschrieben steht, ist oft nicht so vorzufinden. Tja, Reiseblogger eben, die damit ihr Geld verdienen. Das Kopfsteinpflaster, dass jede Stadt oder jedes Dorf in Portugal ziert, lädt nicht gerade dazu ein, den Kopf immer nach oben zu halten. Teilweise sind die Steine rausgebrochen und laden zum Stolpern ein. Wenn man nicht gerade mit dem nach unten schauen beschäftigt ist und ab und an auch mal nach oben schaut, kann man zahlreiche Storchennester sehen. Die alten Männer, warm eingepackt in ihre Daunenjacken, sitzen morgens schon in den Straßencafés. Früher haben sie sich bestimmt mit ihrem Nachbarn unterhalten, heute ist jeder einzeln mit seinem Handy beschäftigt. Es ist also nicht nur die Jugend, die ihre Smartphones ständig bei sich hat, sondern auch die Alten.

Wir lassen Albufeira aus und fahren weiter Richtung Lagos. Aus dem kleinen Fischerdorf Albufeira ist heute eine riesige Stadt geworden. Mit vielen, vielen Eigentums- und Ferienwohnungen. Keine Ahnung, auf jeden Fall keine großen Bauten wie in Spanien. Es sind eher kleinere Feriensiedlungen, die im Sommer sicherlich voll besetzt sind, aber zwischen den Siedlungen gibt es immer wieder viel Platz für die Landschaft. Wir fahren auf schmalen Landstraßen am Meer entlang in Richtung Lagos, vorbei an Blumenwiesen, die übersät sind mit kleinen gelben Blümchen, dem nickenden Sauerklee. Alle 500 m gibt es Verkaufsstände mit Zitronen und Orangen zu einem Sportpreis zu kaufen. Die zahlreichen Werbe- und Hinweisschilder auf Apartments, Ferienwohnungen oder Hotels säumen die Straßen. Eigentlich weiß man gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Wir finden, dass es Portugal etwas besser gemacht hat mit den Hotelanlagen, Ferienwohnungen, Apartments. Sie haben die Landschaft wesentlich schöner gestaltet und der Natur mehr Platz gelassen. Doch die Algarve, wie Andrea sie vor 40 Jahren erlebt hat, finden wir nicht mehr vor. Haben wir aber auch so erwartet.

CARVOVEIRO

Am Praia do Vale de Centeanes parken wir unser Auto. Matthias hat die Idee, einen Wanderweg oberhalb der Felsenküste zu laufen, so ca. 5,5 km. Kein Problem. Nur haben wir nicht mit so einem Weg gerechnet. Felsen, Felsen, Stolperstein. Bergauf und bergab, immer schön an der Kante lang. Nix gut mit Höhenangst. Aber geschafft. Im wunderschönen bunten Carvoeiro angekommen. Hier endet der Fussmarsch und man findet wieder die ursprüngliche Algarve. Wir gönnen uns ein Lunch. Matthias isst frischen Fisch und Andrea hat endlich mal wieder Pasta bestellt - mit Spinat und Avocados. Wir beschließen noch, dem Strand einen Besuch abzustatten und setzen uns in den Sand in die wärmende Sonne. Herrlich. So herrlich, dass Matthias ein kleines Schläfchen hält. Der Atlantik zeigt seine ruhige Seite, tiefblaues Wasser und strahlender Sonnenschein. GENIESSEN! Vor dem anstrengenden Rückweg. Er pennt während Andrea den Blog schreibt. Arbeitsteilung nennt man das wohl. Der Klang der Wellen lädt auch dazu ein. Noch ein netter Plausch mit einem irischen Ehepaar und wir beschließen, auf der Strasse zurück zu laufen. Geht auch steil bergauf. Wie soll es auch anders sein, Bürgersteig mit Kopfsteinpflaster. So durch die Strassen zu schlendern, ist schon interessant. Es gibt wunderschöne Häuser, da blieb uns teilweise der Atem weg, Alle mit bestem Blick aufs Meer. Wenn man das jeden Tag sieht, wird es bestimmt niemals langweilig. Die letzten 30 km für heute bis Lagos. Morgen berichten wir weiter. 13 km Walking schreien jetzt geradezu nach einem Bier.

Andrea hat offensichtlich ihre nicht ganz billigen Apple Kopfhörer, verlegt, vergessen, verloren. Sie ist total geknickt, wo sie doch nicht weiß, wo sind die Dinger denn jetzt, fein, sehr klein, weiss und nirgends auffindbar. Sie machen sich bestens in knallweißen Bettzeug. Wo man sie nie wieder finden wird. Vielleicht hat ja eine Putzkolonne in einem Hotel, in dem wir übernachtet haben, das große Glück gefunden. Matthias setzt sich hin und schreibt sofort E-Mails an die letzten beiden Hotels in Tavira und Faro, um nachzufragen, ob die kleinen Monster dort gefunden wurden. Bisher haben wir noch keine Antwort bekommen. Wir stehen deshalb erst um 08.00 Uhr auf, frühstücken und packen den kleinen Rücksack.

PONTA DA PIEDADA

Beim Frühstück lesen wir von den ganzen Hochwasser-Katastrophen in Deutschland. Unfassbar - und wir hier am Atlantik bei Sonnenschein und blauem Himmel. Hoffentlich hört in den Gebieten der Regen bald auf. Wir wandern von unserem Hotel zu einer berühmten Felsformation an der Küste von Lagos mit Höhlen und Grotten plus Leuchtturm mit Namen Ponta da Piedade. Ganz viele Treppen führen nach unten auf einen Felsvorsprung. Da müssen wir natürlich runter. Es ist wunderschön und kein Mensch da, was sich in der nächsten Stunde ändern wird. Aber wo man runter geht, da muss man auch wieder hoch. Oben angekommen schnaufen wir wie zwei alte Dampfloks. Zuhause laufen wir jeden Tag 5 - 6 km und halten uns für fit. Naja, sind wir ja auch, es fehlt nur etwas an Höhentraining. Man geht wie gestern auf Holzstegen oberhalb der Felsen entlang. Für Rollstuhlfahrer und auch überhaupt so für Ältere bequem zu absolvieren. Doch der eigentliche Grund dieser Art Wege ist, die Menschen davon abzuhalten, die Natur der Küste kaputt zu treten. Die Wanderwege von früher sind immer noch sichtbar. Schilder weisen darauf hin: Protect our nature, natürlich in portugiesisch. Müsste jeder verstehen.

Wir treffen ein sehr nettes und kommunikatives Ehepaar aus Kasachstan, Irina und Wadim. Sie leben schon seit 30 Jahren in Deutschland. Mit einem Van sind sie unterwegs und wurden nachts in Sintra bei Lissabon ausgeraubt. Laptops, iPads, Alle elektronischen Geräte weg. Hoffentlich haben wir mehr Glück. Es ist Sonntag, ein wunderschöner sonniger Tag.

LAGOS

Und wir fahren nach einer kleinen Erholungspause nach Lagos in die Altstadt. Wieder geht es rauf und runter. Das kleine Städtchen ist wie ausgestorben. Wir finden eine kleine Tapas-Bar. Salzige silberne Anchovies plus Paprikamarmelade auf Toast und einen Thunfischsalat mit Avocado als sehr gesunden Snack am Mittag. Extrem lecker. Wir trödeln noch etwas durch das Städtchen. Da wir ja nun in Lagos sind, versuchen wir, trotz Sonntag, irgendeinen Laden zu finden, wo man kostengünstige Kopfhörer mit Kabel erwerben kann. Wir finden auch tatsächlich einen solchen Shop. Wer kann es erahnen, es ist ein Laden voll mit chinesischen Zeugs plus schrecklich sprechendem Chinesen. Der entdeckt an der Wand auch gleich eine Packung mit Kopfhörern für Sage und Schreibe 6,95 €, die wir sogleich kaufen. Nun sitzen wir hier an der Hafenmole und versuchen diese Kopfhörer in Gang zu setzen mit unserem iPhone 15 Pro Max. Leider müssen wir feststellen, dass nichts geht und das iPhone mit seinen eigenen Lautsprechern weiter vor sich hin dudelt. Durch die Ersatz-Kopfhörer kommt kein einziger Ton. Das war wohl eine richtig rasante Fehlinvestition. Die Sonne, der blaue Himmel und das Wasser, lassen uns aber weiterhin eine beste Stimmung haben und wir suchen nach einer anderen Lösung.
Aber nun zu etwas Geschichte:

Der Sklavenmarkt in Lagos (Mercado des Escravos). Auf der Nordseite des Praça de República und gegenüber der Kirche Santa Maria kann das ehemalige Zollhaus besichtigt werden. Bei diesem handelt es sich um den Ort, an dem früher der Sklavenmarkt war. Die Besucher werden hier vergeblich nach Schautafeln Ausschau halten, die einen Hinweis darauf geben, dass hier früher mit Menschen gehandelt wurde, nur der Name der Galerie lässt dieses erahnen. Hier wurde 1444 zum ersten Mal mit Sklaven gehandelt. Bis ins 18. Jahrhundert wurde mit Menschenleben gehandelt, doch heute sind längst die verzweifelten Schreie der Schwarzafrikaner verstummt.
1434 wuchs das Interesse an der Suche nach einem Seeweg nach Indien, denn der Landweg wurde zu dieser Zeit von den Arabern kontrolliert. In Sagres hatte Heinrich der Seefahrer bereits seine bekannte Seeschule gegründet und neben Lissabon hatte sich Lagos zum wichtigsten Hafen von Portugal entwickelt. 1444 traf eine portugiesische Schiffsbesatzung auf friedliche Afrikaner im Senegal. Bisher hatte noch kein Portugiese Schwarzafrikaner gesehen und sie beschlossen, einige dieser friedlichen Menschen als Beute mitzunehmen. Sie nahmen die hilflosen Schwarzafrikaner mit auf ihr Schiff, einige von ihnen überlebten die lange Schiffreise nicht, viele von ihnen starben wegen Unterernährung. Bei der Ankunft des Schiffes wurden die armen Kreaturen als Beweis der wagemutigen und erfolgreichen Reise zur Schau zu stellen. Dies war wohl der Anfang des Sklavenhandels in Lagos. Der Sklavenhandel entwickelte sich mit dem Gewürzhandel sehr schnell zu Haupteinnahmequelle. Durch den Menschenhandel wurden im 16. Jhd.die Expeditionen nach Asien finanziert. Bis in 18. Jahrhundert wurde mit den Menschen gehandelt, teilweise wurden 10 Sklaven gegen ein Pferd getauscht. Dies geschah alles mit dem Segen des Papstes. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Sklavenhandel in Portugal verboten.
Wir finden auch tatsächlich unser Auto wieder.

SAGRES & CABO DE SAO VICENTE

Ab geht’s nach Sagres. In die äußerste Südwestspitze Europas. Wir sehen unser traumhaft am Atlantik gelegenes Hotel und beschließen sofort, einmal für zwei Nächte hier zu bleiben. Wir bekommen ein Zimmer mit Meerblick und das zum selben Preis unserer Buchung. Weil kaum Gäste da sind. Cool. Nach gefühlten 5.000 Treppenstufen und es waren heute 12 km Fußmarsch freuen wir uns auf ein schönes Dinner und dann ins Bett. Müde, aber glücklich. Dinner und einen Absacker an der Bar hatten wir. Hier kommen wir mit einem kanadischen Ehepaar ins Gespräch. Die Beiden für zwei Monate in Portugal, um dem Regen auf Vancouver Island zu entgehen. Lustig, da kommen bei uns viele schöne Erinnerungen hoch. In dieser Nacht schlafen wir viel besser.

Der nächste Morgen präsentiert sich mit einem verschleierten Sonnenschein und Wolken. Aber es regnet nicht. Der soll erst heute Abend kommen. Wir fahren zum Cabo de São Vicente, das die südwestliche Spitze des europäischen Festlandes bildet. Das Kap liegt auf einen Felsplateau, das aus einer Höhe von bis zu 150 Metern abrupt abbricht. Das allseits bekannte Wahrzeichen ist der 60 m hohe, rot-weiße Leuchtturm (Farol do Cabo de São Vicente). Er wurde 1846 errichtet. Sein 3.000 Watt starker Lichtstrahl reicht bis zu 90 km auf das offene Meer hinaus. Die Festungsanlage stammt aus dem 16. Jhd. und wurde ursprünglich von Franziskaner-Mönchen als Kloster erbaut. Natürlich gibt es über das Kap zahlreiche, sagenumwobene Geschichten. So soll der Leichnam des Namensgebers des Kaps, ein im 4. Jhd. von den Römern hingerichteter Priester aus Valencia, in einem Boot ans Ufer beim heutigen Praia Beliche angetrieben worden sein. Sein Boot wurde von Raben begleitet. Und genau Raben haben anschließend die zu Ehren des Priesters erbaute Kapelle bewacht.

Atemberaubend ist am Kap die natürlich - auch für uns - die grandiose Aussicht auf die Steilküste der Algarve. Beeindruckend ist die meist steinerne Landschaft um uns herum, denn sie sieht aus, als habe sie jemand mit dem Bügeleisen „platt“ gebügelt. Tja, und leider konnten wir nicht "Die letzte Bratwurst vor America" futtern. Die berühmte deutsche Bude hat im Zimmer unverschämter Weise zu. Appetit darauf hatten wir schon sehr. Der Leuchtturm hat heute geschlossen. Wir lassen die Drohne rund um das schöne Bauwerk kreisen, bis uns ein Mann mit hoch erhobenen Armen signalisiert, Drohne ist hier verboten. Wir haben aber schon alles im Kasten. Wir beschließen, noch ein Zeitraffervideo zu machen mit dem Leuchtturm als Motiv. Da erreicht uns die Nachricht vom Hotel in Faro, man hat die Kopfhörer gefunden. Es gibt doch noch etwas Ehrlichkeit auf der Welt. Die Freude darüber ist so groß, dass wir 120 km über die Autobahn nach Faro zurückfahren, die Kopfhörer abholen und wieder retour fahren nach Sagres. Egal, die Dinger kosteten ja 250 €. Die Extratour hat sich daher allemal gelohn! Wir werden hier noch um eine weitere Nacht verlängern. Denn die Zeit reicht heute nicht aus, die kleinen Fischerdörfer Salema und Burgau zu besuchen. Außerdem gefällt es uns hier echt prima. Und nun noch Etwas zur Geschichte unseres Hotels, der Pousada de Sagres und der Festung gegenüber.

Die Vergangenheit von Sagres war schon immer voller Historie und gewisser Mystik. Das wichtigste Erbe des Ortes ist seine Verbindung zu Infante D. Henrique, dem Navigator, der in der Nähe wohnte und Sagres als Ort gewählt hat, an dem seine legendäre Navigationsschule angesiedelt war und als Ausgangspunkt für die ersten Expeditionen der Karavellen im 15. Jahrhundert diente. Ursprünglich bestand die Hauptfunktion der Stadt darin, Schutz zu bieten für Matrosen. Von der Pousada de Sagres, die 500 Jahre nach dem Tod von Infante D. Henrique eingeweiht wurde, ist es möglich, die riesige Seefestung von Sagres zu sehen, auf einer beeindruckenden Landzunge, die aus 150 m hohen Klippen besteht. Sie wurde angeblich im Auftrag des Infanten D. Henrique im 15. Jhd.erbaut und später von den Engländern durch den Pirat Francis Drake (1587) schwer beschädigt. Während des 17. Jhd. wurde sie dann "wiederentdeckt". Mit dem Erdbeben und Tsunami von 1755 erlitt die Festung noch einmal sehr schwere Schäden. Im Jahr 1793 wurde die gesamte Anlage neu aufgebaut. Und im Jahr 1910 wurde die Fortaleza de Sagres dann als Nationaldenkmal eingestuft. Sagres und seine Festung, ein mystischer Ort, wo das Land endet und das Meer beginnt .....

Der Ozean an der sagenumwobenen Felsküste der Algarve leuchtet heute in einem tiefen Blau und Türkis. Die nicht ganz kleinen Atlantik-Wellen zeigen uns freundlicherweise dazu noch eine wunderschöne weiße Gischt bis hoch hinauf zu den Sandstränden. Wir sind total begeistert von deren Anblick und können garnicht genug davon bekommen. Als wir von der Tour nach/von Faro zurück sind, beschließen wir, am Nachmittag noch die Festung unsicher zu machen. Es ist bereits grauer Himmel draußen und Andrea macht spannende Aufnahmen von den riesigen Klippen und Felsen, den Meereswellen und dem ganz an der Spitze des Felsplateaus der Festung für die Seefahrer weit sichtbaren Leuchtturm. Kurze Zeit später verdunkelt sich der Himmel immer mehr und es fängt an zu regnen. Das hält uns aber nicht ab, noch ein paar weitere schöne Aufnahmen zu machen. Dann doch etwas nass erreichen wir wieder unser Auto und das Hotel. Wir freuen uns auf ein schmackhaftes Dinner bei "Gigi", das kleine portugiesische Fischrestaurant liegt nur 300 m von unserem Hotel entfernt.

Andrea ist noch immer überglücklich über die Rückkehr ihrer kleinen weißen Monster und verspricht, in der Zukunft auf die beiden super gut aufzupassen. Die kleine Fehlinvestition von 6,95 € für nicht funktionierende Ersatzkopfhörer bei dem Chinesen in Lagos ist nun schnell vergessen. Nachtrag: Wir steigen ins Auto ein, um zum Essen zu fahren, und schalten die Scheinwerfer ein. In diesem Moment läuft ein riesiges Wildschwein durch das Licht. Der Hammer!

Wir wachen auf und schauen raus. Die Sonne ist nicht da. Es hat die ganze Nacht geregnet und jetzt ist der Himmel grau und der Leuchtturm an der Festung gegenüber versteckt sich im Dunst. Wir setzen uns in die etwas kühle Lobby unseres Hotels und schauen uns die Fotos an, entwickeln die Zeitraffervideos. Gegen 13.00 Uhr wagen wir uns raus, der Regen hat aufgehört. Als wir losfahren vom Hotel nieselt es noch immer ein wenig, der Himmel ist immer noch grau (oder es ist eine Art undurchdringlich Nebel). Mit gemischten Gefühlen machen wir uns auf den Weg, um zwei kleine Dörfer an der Algarve Küste zu besuchen.

BURGAU & SALEMA MIT DEN DINOSAURIERN

Burgau ist ein ehemaliges Fischerdorf an der Westalgarve in Portugal. Der Ort ist sehr klein, aber dennoch voller Charme. Er ist mit seinen rund 450 Einwohnern ein sehr kleines, ruhiges Ferienörtchen, das im Westen zwischen Lagos und Sagres liegt. Das Fischerdorf grenzt an den Naturpark Sudoeste Alentejano e Costa Vicentia. Hier treffen sich viele, die dem alternativen, naturverbundenen Tourismus anhängen und sich sehr entspannen wollen. Am Strand gibt es verborgen liegende Buchten, die zwischen bizarren Klippen liegen. Das Ufer ist feinsandig oder von gröberem Kieselstein geprägt. Im Ort selbst geht der Strand Praia do Burgau sanft in den Atlantik über.

Salema dagegen ist einer der geheimen Schätze der Algarve: Ein ruhiges und idyllisches Fischerdorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Im Jahr 2001 wurden hier mehrere Dinosaurierspuren entdeckt, die Besucher aus der ganzen Welt anlocken, um in den Fußspuren der Urzeitriesen zu wandeln. Die Algarve verfügt über einen gut erhaltenen Fossilienbestand, mit Seeigeln und anderen Meerestieren, die man leicht an den Klippen findet. Aber der Gedanke an Dinos beflügelt wohl die Fantasie weit mehr als Muscheln in den Felsen. Die Dino-Fußspuren sind nicht so leicht zu finden wie wir feststellen und wir könnten ihnen tatsächlich einige Meter weit folgen......

Das Finden ist echt leichter gesagt als getan. Wir stapfen im tiefen, nassen Sand am Strand einmal nach links und einmal nach rechts und wieder zurück. Und sehen nichts, was irgendwie an einen Dinosaurier-Fussabdruck erinnert. Nasse Füße haben wir inzwischen auch, unsere Schuhe sind doch nicht so wasserdicht an der Sohle, wie wir dachten. Wir fragen uns, ob das alles eher doch ein Scherz ist und wollen schon aufgeben. Da wir wieder einmal Appetit haben, setzen wir uns in ein Restaurant direkt am Strand und essen zwei leckere Gazpacho-Suppen. Dort fragen wir den netten jungen Kellner, wo man dann nun die Füße der Dinos hier am Strand entdecken kann. Er meint, wir sollten in Richtung Westen gehen und irgendwo da seien sie zu sehen. Da wir ja hier am Strand direkt nichts gesehen hatten, steigen wir in unser Auto und fahren etwa 1/2 km nach Westen oben auf den Klippen entlang, bis wir auf einem kleinen Parkplatz halt machen. Dort gibt es eine hölzerne Treppe, die uns wieder hinunter führt an das Meer. Und oooooooh Wunder, wir sehen einen riesigen Felsen, der auf dem Sand liegt mit der flachen Seite nach oben. Und dort gibt es tatsächlich sieben Dino-Fußspuren hintereinander zu sehen - brav in einer Reihe. Aus Stein oder wie in Stein gemeißelt. Richtig groß. Der zweite von vorne ist im Detail am besten zu erkennen mit seinen drei Klauen. Wir sind wirklich fündig geworden. Juhuu !!! Die Suche nach den Dinosaurierfüßen war erfolgreich.

Aufgrund ihrer Größe und Form geht man davon aus, dass die hier gefundenen Füße des Dinosauriers zur Art des Ornithopod gehörten, einem pflanzenfressenden Zweibeiner. Der Name stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Vogelfuß". Und so zeigen die Abdrücke einen Dreizehenfuß ohne Krallen. Die erhaltenen Fußabdrücke deuten darauf hin, dass das Felsplateau ursprünglich der schlammig-sandige Boden einer Lagune war. Genauer handelt es sich vermutlich um einen Iguanodon, der zur Familie der Ornithopoden gehört: ein großer Dinosaurier, der bis zu zwölf Meter lang und über dreieinhalb Tonnen schwer sein konnte. Den Abdrücken zufolge lief er vermutlich auf seinen beiden Hinterbeinen und nutzte die mit Stacheln besetzten Klauen der Vorderbeine für seine Verteidigung vor größeren Raubtieren. Er stand oder watete an dieser Stelle durchs Wasser, vielleicht, um einen Happen zu essen...

Wenn wir uns weiter auf Spurensuche begeben wollten und uns mit den Einheimischen in den nahegelegenen Restaurants dazu unterhalten, erfahren wir, dass es an den Klippen, Felsen und Stränden der Küste um Salema noch viele weitere Fossilien zu finden gibt. Vor 125 Millionen Jahren muss der Ort inklusive Strand Teil einer kleineren Insel gewesen sein. Der Großteil des heutigen Europas lag vollständig unter Wasser und das Klima war wesentlich wärmer. Salema war auch damals schon belebt. Heute ist es der ideale Ort, um auf die Suche nach Relikten einer vergangenen Zeit zu gehen, als die Welt noch ganz anders aussah.

Inzwischen lässt sich auch die Sonne wieder blicken, der Himmel ist zwar nicht so strahlend, tiefblau wie in den letzten Tagen, aber er ist immerhin hellblau. Und so sitzen wir auf einer Bank hoch oben auf den Klippen und gucken den zahlreichen Surfern zu, die sich in den eher niedrigen Wellen versuchen. Die meisten davon können sich auf dem Surfbrett nicht mehr als 2 oder 3 Sekunden halten und klatschen ins Wasser. 98 % ihrer Zeit verbringen sie im Atlantik- Wasser mit warten, warten und warten. Bis die Welle kommt. Wenn sie dann kommt. Um doch noch sehr hohe Wellen zu sehen plus die dazugehörigen meisterhaften Wellenreiter beziehungsweise Surfer, haben wir beschlossen, morgen zur Fahrt in Richtung Norden nach Nazare aufzubrechen. Dies ist ja einer der Hotspots der Riesenwellen auf diesem Planeten. Wir statten dem Leuchtturm am Kap noch mal einen Besuch ab und erleben einen wirklich traumhaften Sonnenuntergang. Andrea schießt sensationelle Fotos und macht ganz schnell noch ein Zeitraffer-Video. Aber jetzt geht es erst mal zurück ins Hotel, dann ein leckeres Essen im Restaurant Gigi und danach noch einen Absacker an der Hotelbar mit einem schönen portugiesischen Brandy.

DIE KORKEICHEN

Um 09.00 Uhr am nächsten Tag brechen wir auf nach Nazaré. Auf der Landstraße geht es nach Norden. Vorbei an Eukalyptus Wäldern und Korkeichen, Kiefer- und Pinienwäldern. Es ist eine bezaubernde und friedliche Landschaft mit kleinen Hügeln, auf denen haufenweise Gänseblümchen und nickender Sauerklee mit seinen gelben Blüten die Wiesen noch freundlicher macht. Wir zockeln mit 70 km/h etwa 100 km auf einer Art Küstenstraße bis zur Autobahn A2.

Auf manchen Wiesen machen sich ganz viele Störche breit. Und auf Strommasten sieht man ihre Nester. Und zwar gleich mehrere auf einem Strommast. Unglaublich viele gibt es in Portugal von diesen wunderschönen Vögeln. Wir machen noch zwei Abstecher an zwei echt spannende Strände, wovon der Erste mit seinen Felsen und den hohen Wellen (Praia do Amado) den Zweiten (Praia do Odeceixe) schlägt. Überall fast menschenleer, nur wir und der Atlantik. Die Wellen produzieren so viel schneeweiße Gischt, dass die ganze Luft über dem Strand und auch dahinter voller Mini-Wassertröpfchen ist mit dem Resultat, das aussieht wie Nebel oder Dunst. Und wie wild der Atlantik sein kann, davon bekommen wir jetzt schon eine Kostprobe. Die Wellen sind gigantisch und machen auf uns zugegebenermaßen schon großen Eindruck. Übrigens scheint die Sonne, 17 Grad C. warm und windstill. Die A2 nach Lissabon ist fast leer und führt durch eine weite Landschaft mit vielen wundersamen Bäumen unterschiedlichster Arten. Und überall forsten sie wieder auf. Die meisten Nadelbäume sehen aus wie Riesen-Brokkoli.

Wie oben bereits beschrieben ist Portugal das Land der Korkeichen. Mehr als die Hälfte der Weltproduktion von Kork stammt von hier. Die Korkeiche, auch Pantoffelholzbaum oder Pantoffelbaum, ist ein immergrüner Laubbaum des westlichen Mittelmeerraums aus der Gattung der Eichen. Sie erträgt Dürre und stellt geringe Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit. In Mitteleuropa ist sie nicht winterhart. Die Eiche kann bis zu 20 m hoch und 200 Jahre alt werden. Ihre markante, weiche Rinde und der unregelmäßige knorrige Wuchs verleihen der Korkeiche eine malerische, mediterrane Ausstrahlung. Die erste Abschälung findet statt, wenn die Korkeiche 25 Jahre alt ist, und der Stamm einen Durchmesser von 70 cm, bei 1,3 m über dem Boden gemessen, erreicht hat. Die nachfolgenden Abschälungen finden in einem Abstand von mindestens neun Jahren statt. Intervalle von mindestens neun Jahren bedeuten, dass die Ernte des Korks durchschnittlich bis zu 150 Jahre andauern kann. Kein Teil der Korkeiche wird verschwendet. Alle ihre Bestandteile haben einen ökologisch nützlichen oder wirtschaftlichen Zweck: Die Eichel, welche die Frucht der Korkeiche ist, wird zur Vermehrung der Art, als Futtermittel und bei der Herstellung von Speiseölen verwendet.Die Blätter werden als Futtermittel und natürlicher Dünger verwendet Das Material aus dem Baumschnitt und von maroden Bäumen bietet Nutzen als Feuerholz und Holzkohle. Die Tannine und natürlichen Säuren, welche natürlicherweise im Holz des Baums vorkommen, werden für chemische und kosmetische Produkte verwendet.

NAZARÈ

Nach knapp 400 km Fahrt auf Landstraßen und Autobahnen erreichen wir Nazare. Das berühmte Nazare. Berühmt deswegen, weil es hier die so genannten Riesenwellen gibt. Den Weltrekord auf einer solchen Riesenwelle zu reiten (surfen) hält übrigens ein Deutscher. Der deutsche Surfer Sebastian Steudtner ist mit 26,21 m offiziell der neue Rekordhalter für das Surfen auf der größten Welle der Welt, die in Nazaré entstanden ist. Die Urkunde für die größte am 29. Oktober 2020 am Praia do Norte in Nazaré gesurfte Welle wurde heute von einem Richter des Guinness-Buches der Rekorde in der Festung von S. Miguel an den deutschen Surfer überreicht, der "sehr stolz" darauf war, eine Welle gesurft zu haben, die "von einem Sturm geschaffen wurde" und die beweist, dass "alles, was man im Leben wirklich tun möchte, möglich ist". Diese Dinger wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen, obwohl wir wissen, dass solche Riesenwellen immer sehr wetterabhängig sind und man muss jede Menge Glück haben, solche Brummer hier erleben zu dürfen. Nichtdestotrotz machen wir uns morgen auf zu dem tollen Leuchtturm, von dessen Felsplateau aus man die Wellen bestens beobachten und natürlich auch fotografieren kann. Einen kleinen Vorgeschmack auf traumhafte, farbige Atlantikwellen haben wir heute schon bekommen. Aber jetzt geht's erst mal ins Hotel, auspacken und dann Kreditkarte in die Hosentasche und ab in ein schönes kleines Fischrestaurant am Strand. Wir sind doch schon ein wenig hungrig, denn wir haben heute nur gefrühstückt und freuen uns sehr auf ein schönes Dinner. Wie immer mit einer Flasche Rotwein. Wir hören und sehen uns morgen wieder.

In der Altstadt von Nazaré, bevor man zum Leuchtturm runter geht, haben ältere Damen ihre kleinen Verkaufsstände aufgebaut. Mit Nüssen und allerlei Süssem. Sie tragen eine besondere Tracht. Sieben Röcke sind die traditionelle Kleidung der Fischerfrauen in Nazaré. Sie tragen diese Tracht mit 7 Unterröcken auch heute noch, für jeden Wochentag einen. Was an dem Gerücht dran ist, dass sie für jeden Tag einen Unterrock ablegen, den ihre Männer bis zu ihrer Rückkehr auf See sind, wissen wohl nur sie selbst. Wir sitzen in der Sonne. Und zwar auf dem Felsplateau, besser gesagt, auf einer Art Felsenspitze, die die beiden Strände von Nazare voneinander trennt. Wenn man auf den südlichen Strand schaut, sieht man den Atlantik ganz ruhig dahin schwimmen, kleine Wellen brechen sich im Sand. Schaut man jedoch auf den nördlich gelegenen Strand, d.h. man muss dazu erst mal zum Leuchtturm hinunter gehen auf einem steilen, für Autos gesperrten Weg, natürlich mit Kopfsteinpflaster. Da schäumt der Ozean. Heute Morgen treffen wir allerdings keine Riesenwellen an. Aber das, was wir sehen, ist auch nicht schlecht. Es ist total schwer abzuschätzen, wie hoch so eine Welle ist. Ein paar Surfer werden von Jetskis hinaus gezogen, bis zu den geeigneten Wellen. Vergleicht man nun die Höhe eines Surfers mit der einer ankommenden Welle, dann schätzen wir beide die heutigen Wellen so um die 7 bis 8 m Höhe. Das sind dann gerade mal 25 % des Weltrekords, von dem wir gestern kurz berichtet hatten.

DIE RIESENWELLEN

Das ausgerechnet hier solche riesigen Wellen entstehen, hat seinen realistischen Grund: Unglaubliche (geschätzt 500.000 Tonnen pro Welle) Wassermassen türmen sich zu Monsterwellen auf. Wie aber kommt es nun ausgerechnet an diesem schmalen Küstenstreifen in Portugal zu der außergewöhnlichen Wellenbildung? Die Erklärung ist ebenso einfach wie logisch. Man könnte sogar sagen geo-logisch:

*  Direkt vor der Küste ist der Nazaré Canyon, eine mehr als 230 km lange und bis zu fünf Kilometer tiefe Meeresschlucht.
*  Der Unterwasser-Canyon endet erst wenige Hundert Meter vor dem Strand.
*  Über dem Canyon laufen die Wellen schneller als über dem flachen Festlandsockel. Sie überlagern sich deshalb und wachsen an.
*  Am Kopf und damit Ende des Canyons werden die Wellen abrupt gestoppt.
*  Die Folge: der sogenannte Shoaling-Effekt: Die Länge der Wellen wird kleiner. Stattdessen entlädt sich ihre Energie woanders – in die Höhe.
*  Zusätzlich kommt den Wellen vor dem Strand durch einen vorgelagerten Felsensockel eine Meeresströmung entgegen. Das bringt den finalen Anschub in die Höhe - fertig ist die Monsterwelle.

Wir entschließen uns, gegen zwölf Uhr diesen Ort zunächst einmal zu verlassen und uns in unsere rote Knutschkugel zu setzen. Bis wir allerdings den Land Rover wieder finden im alten Teil von Nazaré, da vergeht ein wenig Zeit. Denn Matthias hat schlicht und einfach vergessen, wo er ihn geparkt hat. So setzt sich Andrea auf eine Parkbank und Matthias schlurft los, um sein rotes Auto zu suchen. Welches Glück, Auto ist nicht geklaut worden, sondern steht einfach eine Straße höher gemütlich auf einem Parkplatz. Wir sind sehr glücklich und nun geht’s los. Um ein Stückchen der gestrigen Strecke zurückzufahren zu einem Ort namens Óbidos. Das soll ein sehr hübsches, mittelalterliches Städtchen sein, komplett von einer bestens erhaltenen Stadtmauer umgeben. Und drinnen in der Altstadt gibt es dann auch noch eine ansehnliche alte Kirche und natürlich eine Art Burg. Wir lassen uns überraschen.

OBIDOS

Óbidos überzeugt schon auf den ersten Blick mit seinem mittelalterlichen Look. Der jahrhundertealte Ort ist rundherum von intakten Stadtmauern umgeben und wird von einer imposanten maurischen Burg gekrönt. Somit ist das ganze Städtchen das perfekte Beispiel für eine mittelalterliche portugiesische Festung. Bis heute betritt man die Stadt über das Südtor Santa Maria, das mit seinen Azulejos-Kacheln aus dem 18. Jhd. den alten Glanz versprüht. Inzwischen ist Óbidos UNESCO-Kreativstadt und vor allem bei Leseratten beliebt, was an den vielen schönen kleinen Buchläden im Ort und dem jährlichen Literatur Festival liegt. Wohl duftende Blumen, verwinkelte Gassen und bunte historische Häuser tun ihr Übriges. Noch dazu gibt es viele kulinarische Köstlichkeiten und ein jährliches Schokoladenfestival. Wir lassen uns das natürlich auch nicht entgehen und futtern. Erst mal ein Pastel de Bacalao. Das ganze Teil sieht aus wie ein überdimensioniertes paniertes Ei. Innen drin gibt es leckeres Kartoffelmus, geschmolzenen Käse und den in Portugal bekannten Bacalao oder anders genannt salziger Codfish (Kabeljau). Mein Gott schmeckt das gut! Und da jeder zweite Laden entweder offensichtlich ein Restaurant, eine Konditorei oder sowas ähnliches ist, in dem man völlig kalorienarme Süßigkeiten kaufen und zu sich nehmen kann, können wir einer großen Auswahl von verschieden farbigen Mohrenköpfen (Entschuldigung für den Ausdruck) nicht widerstehen. Andrea entscheidet sich für einen mit Kaffeesahne gefüllten und ich einen mit Kirsch-Sahne gefüllten. Wie lecker. Überhaupt gibt es hier unfassbar viel Schmackhaftes und Leckeres. Daneben gibt es aber auch unzählige kleine Läden mit ganz tollem Kunsthandwerk.

Vor neun Jahren haben wir mit Freunden Lissabon besucht. Dort an der hoch gelegenen Burg gibt es den größten Flohmarkt der Hauptstadt Lissabon. In einem der Ecken hatte Andrea einen ansehnlichen Maler fotografiert. Er hatte einen Hut auf und einen gestreiften Anzug an. Er stellte sich schnell heraus, dass er seine Bilder mit Kaffeefarbe malte. Du wirst es nicht glauben, aber genau diesen Mann haben wir heute in Óbidos wieder getroffen. Er saß wieder in einer malerischen Ecke und malte vor sich hin. Matthias hat ihn angesprochen und er bestätigte unsere Ahnung. Unglaublich wie klein die Welt ist. Obidos verdient echt zehn Punkte auf einer Zehnerskala. Wer mal hier vorbeifährt, musst unbedingt dieses malerische, mittelalterliche Örtchen besuchen. Rund um die Altstadt geht die Stadtmauer, die die besterhaltenste in ganz Portugal ist. Nachts ist sie wunderbar erleuchtet.

Es ist inzwischen 15:00 Uhr, und wir wollen noch einmal den Leuchtturm von Nazare besuchen und den Atlantik mit seinen vermeintlichen Riesenwellen. Vielleicht haben wir das unendliche Glück, noch höhere Wellen als heute Morgen sehen zu dürfen. Als wir dort ankommen, müssen wir leider feststellen, dass das ganz und gar nicht der Fall ist. So schlägt Andrea vor, sich in einem der gemütlichen sonnenüberfluteten Getränkestände Platz zu nehmen und gemütlich ein oder zwei Corona zu trinken. Dazu gibt es knackig frische Pistazien (für Andrea) und frisch gebrannte Mandeln (für Matthias). Den Abend werden wir wieder abschließen mit einem angenehmen Dinner mit viel Fisch und Salat. Und wie sollte es anders sein mit einer Flasche portugiesischen Rotwein.

Der Morgen erwacht mit rosa- und orangefarbenen Wolken. Frühstück, packen und auf Richtung Norden. Wir nutzen die Autobahn nach Porto. So haben wir mehr Zeit für das Treppensteigen in Coimbra und Porto. Die Autobahn führt mitten durch Pinien- und Eukalyptuswälder. Inzwischen strahlt die Sonne wieder, aber es hat stark abgekühlt, 7 Grad. Nix mehr mit T-Shirt. Ab jetzt kommen wohl die Daunenjacken zum Einsatz.

EUKALYPTUS

Wie kam der Eukalyptus eigentlich nach Portugal? Weil damals in Nordeuropa das Umweltbewusstsein langsam erwachte und Papierfabriken wegen der giftigen Abwässer unbeliebt wurden, kam die Zellulose-Industrie nach Portugal. Sie verschlingt riesige Mengen an Holz – und so wurde überall in Südeuropa dieser unselige Baum aus Australien angepflanzt. Eukalyptus wächst nämlich sehr schnell, ist nach wenigen Jahren schon 15 m hoch, kann nach sieben, acht Jahren geschlagen werden und wächst dann genau so schnell wieder nach. Doch mit seinen langen Wurzeln saugt er auch enorm viel Wasser auf und senkt so ringsum den Grundwasserspiegel. Er ist extrem invasiv, verdrängt einheimische Arten und – wegen der ätherischen Öle im Holz brennt er wie Zunder. Mittlerweile wächst die Plage auf einer Million Hektar in Portugal. Die sommerlichen Waldbrände sind mittlerweile Portugals Umweltproblem Nummer eins. Alljährlich sterben Dutzende Menschen in den Feuersbrünsten. Die werden auch wegen des Klimawandels immer dramatischer und schwieriger zu löschen.

COIMBRA & DIE BIBLIOTECA JOANINA

Wir fahren ins Landesinnere hinein, um die berühmte Universität von Coimbra zu besuchen, die es locker mit der Harvard Universität aufnehmen kann. Ein kleines Schild weist auf Online- Tickets hin. Barcode scannen, alles eintippen und über Paypal 22 € für zwei Personen bezahlen. Toilette, in einem kleinen Nebeneingang Ticket bezahlen und ziehen, 1,50 € / Person. Wieder raus, einen Gang entlang, Toilettenfrau kassiert Ticket ein und jetzt darf man.

Wenn in einem einzigen Raum ein literarischer Schatz unschätzbaren Wertes mit der Opulenz der Architektur und den Künsten von Beginn des 18. Jhd. zusammentreffen, ergibt dies eine der beeindruckendsten und originellsten barocken Bibliotheken Europas. In der Biblioteca Joanina in Coimbra befinden sich Welten innerhalb von Welten. Hier ist alles Wissen, und die Kunst lädt zum Entdecken ein. Mehrere Tausend Werke ruhen in einem von Schönheit und Exotik erfüllten Raum, wo der Reichtum der bemalten Decken mit den Balustraden und Regalen aus Blattgold und Tropenholz harmoniert. Am Säulengang des eleganten Gebäudes, der aus vier ionischen Säulen besteht, sticht das enorme Wappen im Barockstil hervor, der für die Üppigkeit dieser verheißungsvollen Epoche Portugals charakteristisch ist. In diesem dreistöckigen Gebäude, von denen zwei unterirdisch sind, sind die Wände mit Regalen bedeckt und beherbergen zweihunderttausende Exemplare aus unterschiedlichen Fachbereichen, wobei der Schwerpunkt auf Werken der Medizin, der Geografie, der Geschichte, der Geisteswissenschaften, der Wissenschaft, des Zivil- und Kirchenrechts, der Philosophie und der Theologie.

Die Sammlungen der zwischen dem 15. und 19. Jhd. veröffentlichten Bücher, die den Bestand der Bibliothek bilden, sind dank der Eigenschaften des Gebäudes in gutem Zustand. Die über zwei Meter dicken Außenwände, die aus Teakholz bestehende Türen und das mit Holz getäfelte Innere regulieren den Feuchtigkeitsgrad. So wirkt der Raum wie ein Tresor für die Erhaltung der Bücher. Die Bibliothek ist in drei durch Bögen und Regale getrennte, jedoch untereinander verbundene Bereiche aufgeteilt und wird von einem portugiesischen Wappen gekrönt. Im ersten Saal kontrastiert das Gold auf grünem, im zweiten auf rotem und im dritten auf schwarzem Hintergrund – all dies, um die goldenen Details deutlicher zum Vorschein zu bringen. Die zweistöckigen Regale bestehen aus exotischen Hölzern, sind vielfarbig verziert und vergoldet. Die Decken wurden von Simões Ribeiro und Vicente Nunes bemalt und beinhalten Motive, die auf die Kunst und die Wissenschaft hindeuten und werden im Zentrum Sapientia, der Göttin der Weisheit, gekrönt.

Nachts, nach Schließung der Bibliothek, trägt eine Fledermauskolonie zum guten Erhalt der Bücher bei, indem sie die Insekten frisst. Zuvor werden die Tische mit Ledertüchern abgedeckt, um das Erbe vor den Fäkalien der Tiere zu schützen. Im Tresor der Bibliothek werden extrem selten Werke aufbewahrt, z. B. die erste Ausgabe der Lusiaden, eine in der zweiten Hälfte des 15. Jhd. veröffentlichten hebräischen Bibel, von der weltweit nur 20 Exemplare existieren, oder die 48-zeilige Lateinische Bibel, die so genannt wird, weil auf jeder Seite genau 48 Zeilen stehen und die 1462 von Partnern Johannes Gutenbergs gedruckt wurde und heute als schönste der ersten vier gedruckten Bibeln gilt. Die Joaninische Bibliothek wurde über einem mittelalterlichen Kerker errichtet, der später ein akademisches Gefängnis war. Was es alles gibt?! Der Zugang zum Untergrund existiert noch immer.

Mit viel Glück hatten wir ja zwei Tickets für genau 12:00 Uhr noch ergattern können. Punkt zwölf werden wir tatsächlich auch hinein gelassen von einer jungen Dame. Wir gelangen allerdings nicht in die Bibliothek, sondern erst in das Gefängnis der Bibliothek. Die Zeit, die dafür vorgesehen ist, um sich alles anzugucken, beträgt genau 10 Minuten. Wir stellen fest, dass allerdings auch 2 Minuten genau hätten ausreichen können. So warten wir also geschlagene 8 Minuten, bis sich eine große, weiße Holztür öffnet. Nicht, dass wir jetzt in der Bibliothek stehen, nein, wir müssen noch hohe Steinstufen hinauf klettern, bis wir vor der nächsten geschlossenen Tür stehen. Die wird dann auch sofort geöffnet und dann sind wir drin. In der beeindruckendsten Bibliothek der Welt.

Soweit die Augen blicken, sehen wir Bücher und Bücherregale, bis ganz oben unter die Decke sorgfältig aufgereiht. Wirklich ein Hammer! Andrea erfährt, dass die Reihe Bücher, die ganz ganz oben zu finden sind, nur mühsam und gefährlich mit einer etwas brüchigen Holzleiter zu erreichen waren. Na dann viel Spaß. Manche Reihen Bücher sind mit sogenannten Hasendraht geschützt. Wogegen bloss?? Es ist echt riesig hier drinnen und sehr barock. Weniger Barock ist allerdings der Wächter, der uns unmissverständlich klarmacht, dass hier nicht gefilmt und auch nicht fotografiert werden darf. Er ist ein ziemlich unfreundlich und beobachtet uns mit Argusaugen. Das Tolle an einem iPhone ist allerdings, dass man mehr oder weniger aus der Hüfte auch Fotos schießen kann. Unglücklicherweise gelingt uns das auch. Der Wächter bekommt nichts mit, allerdings muss ein Misstrauen soweit geweckt worden sein, dass er uns nach etwas mehr als 10 min. aus der gesamten Bibliothek hinaus komplimentiert. Ja so ist das mit den Fotografen. Der Besuch hat sich trotzdem gelohnt.

Hinter Coimbra beginnt das bekannteste Weingebiet Portugals. Auf dem Weg nach Porto machen wir noch einen Stopp in Costa Nova. Wir dachten, es sei ein kleines Fischerdorf. Von wegen. Der Ort liegt auf einer schmalen Landzunge und zieht sich auf ihr 7 km hin. Auf der einen Seite Atlantik und auf der anderen ein Fluss. Kleine bunte schmucke und vor allem farbig gestreifte Häuschen stehen an der langen Promenade. Und Parkplätze über Parkplätze lassen erahnen, was hier im Sommer los ist. Jetzt haben nur wenige Hotels und Restaurants geöffnet. Der südliche Flair ist vorbei. Eine Stunde später erreichen wir dann Porto.

PORTO

Wir sind in einem wunderschönen Hotel in Porto. In der Hoffnung, die Wettervorhersage ändert sich. Pustekuchen. Wir wachen auf und es schüttet wie aus Eimern. Sehr schlecht für die Kameras und uns. Da wir mit Porto unser letztes Ziel in Portugal erreicht (aber leider nicht angeschaut) haben, entschliessen wir uns, langsam nach Hause zu fahren. Vielleicht finden wir unterwegs noch was Schönes und wenn es ganz schön kommt, die Sonne. Wir wollten noch an der Nordküste Spaniens entlang, durch Kantabrien, Galizien, Asturien und das Baslkenland. Doch da regnet es auch stark. Ein riesiges Regen- und Sturmtief für mehrere Tage kommt auf die nordspanische und französische Atlantikküste zu. Davon sind alle unsere restlichen Tourziele betroffen.

Aber es gibt dort viel Schlimmeres:

Spanien ruft wegen Plastikkügelchen dort an den Stränden den Umweltnotstand aus. Seit Mitte Dezember spült der Atlantik Plastikkügelchen an die spanische Küste. Umweltschützer versuchen, die Kügelchen zu entfernen und warnen vor Verseuchung. Die Kügelchen waren erstmals Mitte Dezember an der Küste entdeckt worden. Seither sind Arbeiter und Freiwillige mit der schwierigen Aufgabe befasst, die Strände von den Kügelchen zu säubern. Umweltschutzgruppen wie Greenpeace sprechen von einer Gefahr für Menschen und Meerestiere durch die Millionen Kügelchen. Fische verwechselten die Kügelchen mit Fischeiern und fräßen sie. Inhaltsstoffe könnten so in die Nahrungskette gelangen und damit auch in Lebensmittel, warnte die spanische Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción. Der Fischfang ist für Asturien und Galicien ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und sucht nach der Ursache, weil die wenige Millimeter großen Kügelchen umweltschädliche Giftstoffe enthalten könnten. Der galicischen Regionalregierung zufolge stammen sie aus einem Container, der etwa 80 km vor der portugiesischen Küste von Viana do Castelo über Bord des liberianischen Frachters Toconao gegangen war. Der Container soll, abgepackt in Säcken, 25 Tonnen Kügelchen enthalten haben. Die Kügelchen sind das Ausgangsmaterial für die Produktion von Plastikteilen.

DIE UNGEPLANTE RÜCKFAHRT

Wir sind losgefahren nach Portugal auf der Suche nach der Sonne. Die Sonne hat uns die ganze Reise über begleitet. Wir haben die bezaubernden Landschaften gesehen und liebe Freunde wiedergefunden. Für das alles sind wir sehr dankbar und total glücklich. Jetzt schauen wir mal, wo es noch schön ist auf der Rückfahrt. Wir sind in San Sebastian im Baskenland gelandet. Es ist jetzt 19.30 Uhr, dunkel draußen und wir trinken in einem tollen Hotel ein Bier. Wenn man im Winter an die Hotspots fährt, sind die Hotels extrem preiswert. Sie sind froh, wenn überhaupt Gäste kommen. 760 km ist schon eine Strecke. Die Hälfte davon holte uns immer wieder der Regen ein. In den Gebirgen sind die Bergspitzen in Schnee gehüllt und in San Sebastian sind 15 Grad C. und Sternenhimmel.

Das gewaltige Regengebiet vom Atlantik kommt schnell näher. Wir beschließen endgültig, nach Hause zu fahren und vielleicht im April einen neuen Versuch starten für Nordspanien. Vor uns liegen nun 1.399 km. Wir fahren das in einem Rutsch durch.. Wir fühlen uns schon jetzt fast schon wie zuhause. Dort wartet bestimmt schon eine leckere Flasche besten Pfälzer Rotweins auf uns! Der Liter Diesel kostet hier 2,02 €, Frankreich eben. Die günstigen Preise sind vorbei. Nach 14 Stunden haben wir es geschafft. Wir sind todmüde, essen um Mitternacht hungrig wie wir sind Frankfurter Würstchen mit Frankreichs Baquette und Dijon-Senf plus - eine Flasche Rotwein. Der Kopf dreht sich. Nach ein bißchen TV gehen wir ins Bett und schlafen bis halb zwölf am nächsten Tag.

UNSER TOURFAZIT:

Spanien (Andalusien) und Portugal sind immer eine Reise wert. Mittel- und Nordeuropäer können dort sehr günstig leben. Aber für die spanische und portugiesische Bevölkerung haben sich die Preise verdoppelt. Die Menschen sind dort echt sehr freundlich und aufgeschlossen, die Landschaften bezaubernd. 6.300 gefahrene Kilometer liegen hinter uns. Schön war's allemal.


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