ÜBER SENFGURKEN, SORBEN & DIE KINDER VON GOLZOW

| 18.10.2020 | | Germany
ÜBER SENFGURKEN, SORBEN & DIE KINDER VON GOLZOW

Wir machen zum ersten Mal in unserem Leben gemeinsam einen Fototrip in den Osten unserer Republik. Kaum zu glauben, aber dafür hat es 30 Jahre gebraucht!!! Was hat uns nur vorher davon abgehalten? Waren es unsere (Vor)Urteile gegenüber "Ostlern aus der Ex-DDR", andere Aktivitäten oder Fotoprioritäten, totale Unkenntnis, vermeintlich wichtigere Anlässe oder was eigentlich? Irgendetwas von Allem war es bestimmt. Im Nachhinein war das wahrlich keine so gute Entscheidung. Aber nun endlich ging es los. Die Zeit war gekommen. Und um es vorweg zu nehmen, wir haben es definitiv nicht bereut.

Wir brauchen fast 9 Stunden Fahrt über bestens ausgebaute Autobahnen vom Bodensee durch Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen bis fast an die polnische Grenze nach Brandenburg. Um 17.00 Uhr kommen wir bei unseren Freunden Moni und Andreas Kannemann in Neuzelle an. Das liegt etewa 10 Kilometer vor Eisenhüttenstadt und 50 nordöstlich von Cottbus. Neuzelle, eine Gemeinde mit immerhin fast 5.000 Einwohnern, findet man orthografisch wiederum auf der Höhe unserer Bundeshauptstadt. Bis dort benötigt man nur etwa 1 ¾ Stunden Autofahrt.

Für unseren ersten kleinen Reiseblog von Deutschlands Osten gäbe es echt jede Menge Stoff und Motive für Erzählungen, Beschreibungen und Berichte. Denn für uns sind alle Eindrücke und Gefühle plötzlich komplett Neuland. Um den Umfang jedoch nicht aus den Nähten platzen zu lassen, müssen wir uns also kurz fassen und uns auf das Wesentliche, was wir gesehen und erlebt haben, beschränken.

Wir reiben uns verwundert die Augen und müssen jedes Mal schmunzeln. Als wir durch die Lausitz und die Region Oderbruch fahren, sehen wir total verrückte Ortsnamen: Der Beste ist Siehdichum. Aber es gibt auch Scharmützelsee und Königs Wusterhausen. Regenmantel, Kuhbier oder Busendorf. Aalkasten, Wassersuppe, Verlorenort, Motzen und Schilda (übrigens nicht DAS Schilda!). Wer hat sich denn nur solche Ortsnamen ausgedacht? Wahrscheinlich gibt es noch viel bessere und viel mehr davon. Mal sehen, ob in den Kommentaren zu dieser Fotoreportage noch welche hinzukommen.

Sorben und Wenden

Wir treffen Menschen in bunten Trachten und die beiden Begriffe finden wir in der Region Spreewald überall. Was oder besser wer ist das eigentlich? Hier kommt die Auflösung: Der Name „Sorben“ ist dem slawischen Wort „Serby“ entlehnt und bezeichnet einen der rund 20 slawischen Volksstämme, die sich vor langer Zeit im Spreewald ansiedelten. Der Name Wenden entstand im frühren Mittelalter als Folge eines Schreibfehlers römischer Beamter. In Teilen des heutigen Oberitalien lebte der nichtslawische Stamm der "Vendi" oder "Venethi". Der Schreibfehler wurde zum Sammelbegriff für ost- und südeuropäische Völker, die nicht in einem eigenem Staat lebten. Keinen eigenen Staat hatten auch die Sorben. So entstand der Doppelname Sorben/Wenden. Heute leben in Sachsen und Brandenburg noch etwa 60 000 Sorben, deren Muttersprache sorbisch ist. Die Spreewaldbewohner nennen ihre Spache jedoch wendisch.

Eisenhüttenstadt

Erst 1958 gegründet und erbaut. Die junge DDR baute sich mit der ehemals genannten Stalinstadt eine Vorzeigestadt. Bis nach Polen sind es von hier nur wenige Kilometer. Wir laufen durch die teilweise superbreiten Strassen. Wir kommen uns teilweise etwas verlassen und überfordert vor. Zeuge eines pulsierenden urbanen Lebens wird man heutzutage hier zwar nicht unbedingt, dabei war das einmal ganz anders. Man versetze sich gedanklich in die Fünfzigerjahre zurück und stelle sich die Aufbruchstimmung vor, die hier geherrscht haben muss. Ein riesiges Eisenhüttenwerk entstand und drumherum eine ganze Stadt – nach sowjetischem Vorbild, auf dem Parteitag beschlossen und dem Reißbrett geplant. Tausende junger Familien kamen bald darauf in den Ort, der eine großartige Zukunft versprach. Hierher zu ziehen, eine moderne Wohnung und eine gut bezahlte Arbeit zu bekommen, das galt quasi als Auszeichnung, denn nicht überall in der DDR lebte es sich so gut wie hier.

Den Namen des sowjetischen Diktators verdankt die Stadt einem historischen Zufall, denn Josef Stalin starb im Jahr 1953. Die ursprünglich angedachte Ehrung Karl Marx‘ wurde nun der sächsischen Metrople Chemnitz zuteil. Im Herbst 1961 wurde aus Stalinstadt dann Eisenhüttenstadt. Von den am Zentralen Platz geplanten Monumentalbauten wurde lediglich eines tatsächlich gebaut, das heutige Rathaus, in dem Moni beruflich tätig ist. 62 Jahre nach der Gründung hat sich das Leben hier stark verändert. Nach der Wiedervereinigung wurden wie überall in der DDR massiv Arbeitplätze abgebaut. Infolgedessen stiegen Arbeitslosigkeit und Abwanderung. Zwischen dem Ende der DDR und heute hat die Stadt über die Hälfte der Einwohner verloren. Waren es Ende der achziger Jahre noch über 50.000, so sind es heute knapp 25.000. Dennoch zieht die Stadt große Filmproduktionen an. Der US-amerikanische Schauspieler Tom Hanks soll ein eingefleischter Fan von „Iron Hut City“ sein, wie er die Stadt ins Englische übersetzt. Nachdem Andrea die architektonischen Eigenheiten dieser Stadt auf Platte gebannt hat, steigen wir ins Auto und verlassen diese "Vorzeigestadt".

Kraftwerke

Tja, und da gibt es ja noch den Braunkohlebergbau und die zugehörigen Kohlekraftwerke in dieser Gegend. Die Lausitz ist nach dem Rheinischen Revier das zweitgrößte Braunkohlenabbaugebiet Deutschlands. Braunkohle, das fossile Sedimentgestein, ist durch die Karbonisierung von Pflanzenresten hauptsächlich im Tertiär entstanden. Sie enthält gespeicherte Sonnenenergie, die vor Jahrmillionen von Pflanzen auf der Erde mit Hilfe der Photosynthese in organisches Material umgewandelt wurde. Während der Verbrennung wird diese Energie in Sekunden wieder freigesetzt. Wie es mit dem Bergbau dort final weitergeht bzw. nicht weitergeht, steht leider immer noch nicht fest. Wir hoffen, dass es für dieses unerquickliche Thema bald eine vernünftige, nachhaltige und ökologisch gescheite Lösung gibt. Die momentan betriebenen Tagebaue können aufgrund des enormen Volumens der geförderten Kohle und des auf Außenkippen abgelagerten Deckgebirges nicht mehr komplett verfüllt werden. Daher ist geplant, die Restlöcher mit Wasser zu füllen. Da diese Seen aber keinen natürlichen Zu- und Abfluss haben, wird diskutiert, wie diese großen Wassermengen in die Löcher geleitet werden können. Geplant sind zum Beispiel Ableitungen z.B. von der Spree zu den Tagebauen. Die ersten Seen, die aus ehemaligen Tagebauen durch Flutung der Restlöcher neu entstanden, sind bereits im Raum Senftenberg und Schlabendorf Bestandteil der Kulturlandschaft geworden. Wir schauen uns so ein "Loch" mit künstlichem Spree-Zufluss an. Man nennt das Projekt liebevoll "Kleine Ostsee". Weit ist es noch nicht gediehen. Außer Wasser und einer einsam-kleinen Bockwurstbude sieht man auf einer kahlen, steppenähnlichen Riesenfläche nichts. Doch: Weit im Hintergrund rauchen fünf Schlote eines Kohlekraftwerkes.

Die Oder

Der Grenzfluss. Als hätten wir in Schulzeiten in Heimat- bzw. Erdkunde eine 6 gehabt. Jedenfalls wussten wir es nicht, dass die Oder einen grösseren Teil der Grenze zwischen Deutschland und Polen bildet. Wieder was dazugelernt! Na denn, wir laufen bei schlechtem Wetter auf dem Grenzdeich entlang und bewundern die farbigen Grenzpfosten unserer Republik und die Polens. Wir wandern zu dem seit Jahren verlassenen Wernerwerk nahe Eisenhüttenstadt (im Volksmund "alte Kraftwerksruine" genann), einem früheren Einheitskraftwerk. Das ist die Bezeichnung für einen Typ von Kraftwerksanlagen gewesen, die ab 1943 im so genannten Wärmekraft-Sofortprogramm im Deutschen Reich errichtet wurden. Der Grund war die Umstellung der Wirtschaft auf die Erfordernisse des 2. Weltkriegs, da es zu einem höheren Bedarf an Elektroenergie kam. Nach dem Krieg entfernte man sämtliche technischen Anlagen aus dem Kraftwerk und brachte sie als Reparation in die Sowjetunion. Anschliessend gab man das Wernerwerk – jetzt an der Grenze zu Polen gelegen – auf. Andrea liebt verlassene, verfallene Stätten als Fotografin sehr. So machen wir uns auf, das mit Stacheldraht abgesperrte Kraftwerksgelände doch irgendwie zwecks Fotos und Videos zu okkupieren. Zu diesem Zweck umrunden wir zu Fuß mühsam das gesamte große Areal. Alles ist ein einziges, stacheliges Dickicht. Unmöglich durchzukommen. Nach etwa einer Stunde Versuch geben wir - ziemlich von sehr großen Mücken gestochen - enttäuscht auf. Wie schade! Später erfahren wir von unseren Freunden, dass zwei junge Leute oben auf den riesigen Schornsteinen in der Mitte nur auf einem Seil sitzend gefrühstückt haben!!!

Oderbruch

Einen Tag unserer Reise in den Osten Deutschlands gehen Matthias und Moni auf sogenannte Location-Scoutingtour im Hinblick auf die Präsentation einer oder mehrerer unserer live kommentierten Multivisionsshows über Bolivien und Kanada in Brandenburg und Berlin, die für den Winter 2022 dort erstmalig geplant sind. Wir besuchen dazu u.a. Ziltendorf, Reitwein, Seelow, Storkow und Golzow. Und wir werden fündig. Wir sind sehr glücklich darüber, dass die Bosse der ausgewählten Veranstaltungsorte begeistert sind von der Idee, in ihren geheiligten Hallen spannende Live-Reportagen durch uns präsentieren zu können. Später kommen auch noch Friedrichshagen  - als eine Art "Vorbote" Berlins - mit hinzu. Noch stehen nicht alle Termine fest, aber wir sind sicher, dass alles so klappt wie von uns bereits vor Ort mündlich verabredet. Wir werden im Reitweiner "Heiratsmarkt" auftreten wie auch in der altehrwürdigen Burg Storkow, im Ziltendorfer "Kulturhaus" von Ingo, im Friedrichshagener Union Kino am Rande von Berlin und im schönen Seelower Kreiskulturhaus. Der "Osten" kann also kommen für Spicy Artworks und unsere Filme! Wir freuen uns sehr darüber.

Golzow

Wir lernen Golzow kennen. Schon einmal etwas von diesem kleinen, einsam gelegenen Oderbruch-Ort gehört oder gelesen? Neeeeiiiiin, oder doch vielleicht?! Nachdem wir ein leckeres Softeis bei Alex an der schmalen Hauptstrasse genossen haben, sehen wir ein Hinweisschild zu einem Filmmuseum. Und dort wissen wir es dann. Hier im Dorf wurden "Die Kinder von Golzow" gedreht. Die Chronik einer Landschulklasse aus Golzow und die unterschiedlichen Lebensläufe von achtzehn ehemaligen Schülern in der ältesten Langzeitbeobachtung des internationalen Films. Eine unendliche Geschichte? Eine authentische Geschichte, die 2005 ihr Ende fand. Seit 1961 auf Leinwand und TV-Bildschirm in 19 Filmen über 42 Stunden alltägliches Leben in seinem Fortgang und seiner Veränderung. Eine der längsten Dokumentationen der Welt. Ca. 45 Jahre Leben wurden auf ca. 400 kg 35mm-Filmstreifen festgehalten. Die Filmlängen reichen von 19 bis zu 369 Minuten. Leben im Zeitraffer. Lebenswege und Schicksale von Menschen einer Generation gezeigt. Von deutscher Geschichte Betroffene und sie Mitgestaltende. Unbekannte Zeitgenossen bekannt gemacht. Echt superinteressant. Wen die Filme ebenso interessiert wie uns hier der Link zur Webseite der "Kinder von Golzow": http://www.kinder-von-golzow.de.

Lost Places

Auf der weiteren Suche nach "Lost Places" finden sich Andrea und Andreas am zweiten Tag unseres Besuchs in Forst wieder. Die Stadt liegt 20 Kilometer östlich von Cottbus an der Lausitzer Neiße. Am gegenüberliegenden polnischen Ufer liegt die Ortschaft Zasieki, die bis 1945 noch ein Forster Stadtteil war. Sie finden ein verlassene Firmengelände, wo viele spannende Fotografien entstehen. Offensichtlich schlendern in diesem Ort aber auch viele seltsame Gestalten (sprich Menschen) umher, die nicht unbedingt einen vertrauenswürdigen Eindruck machen. Das Thema AfD, Anti-Merkel-Plakate und Nationalsozialismus sind hier scheinbar noch stark an der Tagesordnung. Später bezeichnet Andrea ihren dortigen Gefühlen und Eindrücken entsprechend diese Gegend als Zombieland. Übrigens: Lost Places gibt es hier im Osten Deutschlands noch in Hülle und Fülle. Man kann sie einfach nicht übersehen. Nur hineinkommen ist - wie immer - nicht so easy.

Burg / Spreewald

Von Moni und Andreas werden wir nach Burg entführt. Wo liegt das denn nun wieder? Burg (Spreewald), niedersorbisch Bórkowy, ist eine kleine Gemeinde im Landkreis Spree-Neiße im Osten von Brandenburg. Dort gibt es einen ehemaligen Bahnhof und ein Bahnhofsgebäude, in dem seit 1995 eine Erlebnis-Gastronomie mit Pension untergebracht ist. Mit Stilllegung der Spreewaldbahn (”Spreewald-Guste“) im Jahr 1970 wurde der Bahnhof außer Betrieb genommen. Im rustikalen Ambiente – mit zahlreichen Relikten aus vergangenen Zeiten ausgestattet – wird den Gästen solide deutsche Küche mit regionalen Einflüssen serviert. Schnitzel finden sich ebenso auf der Speisekarte wie Soljanka im Brottopf, nicht zu vergessen der Gurkensalat aus echten Spreewäldern. Damit die Gäste die Bahn – und damit den Ursprung des Gebäudes – nicht vergessen, werden Bestellungen ebenso wie Getränke über eine Modellbahn entgegengenommen und ausgeliefert. Das ist einmalig in Good-Old-Germany. Vor dem Bahnhof bewundern wir mit vollem Magen anschließend sehr alte Eisenbahnwaggons und Draisinen.

Gemütlich schlendern wir über eine Art Wochenmarkt mit Eventcharakter in dem  kleinen Städtchen Burg. Dasselbe Burg übrigens vom oben beschriebenen Eisenbahndinner. Dann sehen wir es in Hülle und Fülle: Leinöl und Gurken. Lose, liebevoll eingepackt, in riesigen Dosen und Eimern, in Gläsern. Die Gurken sind das berühmteste Gemüse des Spreewaldes. Zu verdanken ist diese Tradition den Tuchmachern aus Flandern. Sie brachten einst auch Gurkensamen mit hierhin. Da die Region mit dunkler, fruchtbarer Erde und vielen Sonnenstunden im Jahr gesegnet ist, gelingt der Anbau besonders gut. Zu Beginn wusste man noch nicht, wie man die Spreewaldgurken auch in den Wintermonaten haltbar machen sollte, das Problem wurde durch den Zusatz von Essig jedoch schnell gelöst. Heutzutage gibt es viele berühmte Rezepte für Senfgurken, Saure Gurken, Pfeffergurken oder Gewürzgurken u.v.m., doch die genaue Formel wird von den jeweiligen Familien streng geheim gehalten. Man findet im malerischen UNESCO-Biosphärenreservat unzählige Felder und Gurkeneinlegereien. Es gibt sogar einen 260 km langen Gurkenradweg. Einfach unfassbar! Und Leinöl kommt gleich danach: Beliebte Rezepte wie z.B. "Pellkartoffeln, Leinöl und Quark" sind in ganz Deutschland bekannt. Die "Leinölstippe" eignet sich übrigens gut als gesunde Zwischenmahlzeit, da das Öl sehr viel Omega-3-Fettsäuren enthält: Man fülle einen Teller mit Leinöl und einen mit Zucker. Anschließend nimmt man ein Brötchen zur Hand und tunkt es abwechselnd in beide Teller. Wer das Süße nicht mag, kann den Teller auch mit Salz füllen. Ausprobieren ist jetzt also angesagt!

Spreewald

Nach dem witzigen Bahnhofsdinner in Burg fahren wir am Spätnachmittag durch verwunschene Strässchen, an zahlreichen Gehöften, vielen Armen der Spree und bewaldeten Grundstücken vorbei tiefer in das Spreewaldgebiet hinein, bis wir bei der "Grünen Ecke" Halt machen und aussteigen. In der Abenddämmerung steigen wir in einen traditionellen hölzernen Kahn ein, der eigentlich mehreren Menschen Platz anbietet. Wir aber haben ihn ganz für uns allein. Bis auf unseren Kahnführer, der mit einem langen Stab bewaffnet das Gefährt antreibt und steuert. Wir sind zwei Stunden unterwegs und durchqueren in grösster Stille einige der sehr schmalen Spree"kanäle". Wir fühlen uns fast wie in Venedig. Nur eben in der Natur, ohne Touristen und ohne Markusplatz. Wir bewundern die malerisch-urwüchsige Landschaft des Spreewaldes mit seinem majestätischen Hochwald mit bis zu 30 m hohen Erlen vorbei am Schützenhaus, der alten Kanowmühle und dem Waldhotel Eiche mit seinem Fontane-Restaurant. Während alldem gibt’s auf dem Kahn für uns einen Festschmaus: Alle möglichen Arten der berühmten Spreegurken und frisch gemachte, leckere Schmalzbrote. Plus Bier, Schnaps und Wein. Inzwischen ist es dunkeln und kleine Lampions beleuchten uns, den Schiffer und das Ufer. Ein echt romantisches Erlebnis!

Neuzelle

Fast hätten wir es vergessen: Auf jeden Fall muss man in Neuzelle die berühmte Klosterkirche anschauen. Im wunderschönen Zisterzienserkloster Priorat Neuzelle. Und zwar von innen und von außen. "Wie viele sind Sie denn noch?" Diese Frage hören sie immer wieder mal. Dabei sind sie "schon" sechs Mönche, obwohl sie gerade erst angefangen haben und provisorisch im katholischen Pfarrhaus untergebracht sind. Denn nach über 200 Jahren gibt es in Neuzelle erst seit September 2018 wieder ein aktives Zisterzienserkloster - übrigens das einzige im Bundesland Brandenburg. Im Jahr 1817 wurde die Zisterzienserabtei Neuzelle nach 550 Jahren zwangsaufgelöst und die gesamte Klosteranlage mit den Ländereien verstaatlicht. Heute ist die historische Klosteranlage sowie etwa 113 Quadratkilometer Grundbesitz im Eigentum der staatlichen Stiftung Stift Neuzelle. Ein Besuch lohnt sich echt.

Cottbus

Plus eine kurze Stippvisite nach Cottbus. Neben einer wunderschönen Altstadt gibt’s dort südostlich auch einen traumhaften Park zum Durchspazieren: Den denkmalgeschützten Branitzer Park mit Schloss, einer der schönsten Landschaftsgärten Deutschlands. Hermann Fürst von Pückler ließ dieses Meisterwerk der Gartenkunst zwischen den Jahren 1846 und 1871 anlegen. Noch nach dem Tode Pücklers wurde die Parkanlage bis 1888 fertig gestellt. Das zugehörige "Fürst-Pückler-Eis" (man bemerke: Schokolade, Vanille, Erdbeer) kann man in einer der schön gelegenen Gartenrestaurants verschmausen.
Im Branitzer Park kann man die in Europa einzigartigen Natur-Pyramiden bestaunen. Die größere der Pyramiden, inmitten eines künstlich angelegten Teiches, bewachsen mit Uferrebe und nordamerikanischem Wein, ist die Grabstätte des Fürsten. Außerdem hat der Mann ein bemerkenswertes Grab für sein Lieblingspferd namens im Park anlegen lassen! Es hat kürzlich seine Grabplatte wieder erhalten. Darauf steht der Originaltext, der früher in Marmor gehauen war, heute aber in grauem Schiefer: "Hier ruht Adschameh. Meine vortreffliche arabische Stute. Brav schön und klug."

Seitdem wir im "Osten" angekommen sind, begegnen wir übrigens nur sehr freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Von wegen "mürrische Ostler"! Die haben wir jedenfalls überhaupt nicht angetroffen. Also schon wieder ein Vorurteil von Bord werfen. Wir sind positiv überrascht und geniessen diese Art von Menschen, von denen es im "Westen" und bei uns zuhause in Baden-Württemberg scheinbar nicht soviele gibt. Da kann sich so manch Einer eine Freundlichkeitsscheibe davon abschneiden.

Nach dem erlebnis-, abwechslungs- und gefühlsreichen Unterwegs-Sein in Brandenburg zwischen Berlin und der polnischen Grenze reisen wir wieder ab und fahren - statt auf der Autobahn von Cottbus nach Dresden - gemütlich durch die Lausitzer Landschaften, halten ab und zu an und fotografieren. Das war echt schön! Glücklich, dass wir endlich mal ein Stückchen deutschen Ostens besucht haben und so viele positive Eindrücke gewonnen haben, erreichen wir unsere Heimat am  Bodensee spätnachmittags wieder. Eines wissen wir: Wir kommen bestimmt wieder und lernen noch mehr "Osten" und dessen freundliche Menschen kennen.

UND NOCH EIN PAAR TIPPS ZUM ANSEHEN, SCHMAUSEN UND MEHR:

Perfektes Soft-Eis in Golzow: "Eis-Alex" (Restaurant & Cafe), Hauptstraße 33, 15328 Golzow, tel. 0173 6144409, www.facebook.com/EisAlexRestaurantCafe

Leckeres & Übernachten in Neuzelle: "Landhaushotel Prinz Albrecht", Frankfurter Str. 34, 15898 Neuzelle, tel. 033652 81322, www.hotel-prinz-albrecht.de

Super Event-Location: "Burg Storkow", Schloßstr. 6, 15859 Storkow, tel. 033678 73108, www.storkow-mark.de, www.facebook.com/burgstorkow

Romantische Kahnfahrten im Spreewald: "Zur grünen Ecke", Waldschlösschenstr. 17a, 03096 Burg/Spreewald, tel. 0162 - 9217044

Perfekt zum Heiraten: Event-Gasthof "Zum Heiratsmarkt", Triftweg 3, 15328 Reitwein, tel. 0173 9632842, www.zum-heiratsmarkt-reitwein.de

Party- und Feier-Location: "Ingo`s - Das Kulturhaus", Gubener Straße 22, 15295 Ziltendorf, tel.  0172 3959035, www.facebook.com/INGOs-das-Kulturhaus

Klasse Dinner mit fahrender Serviereisenbahn in einem Originalbahnhof: "Spreewaldbahnhof Burg", Am Bahnhof 1, 03096 Burg, tel. 035603-842, www.spreewaldbahnhofburg.de


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